Das einst kriegszerstörte alte Rathaus von Sarajevo ist nach 22 Jahren wieder eröffnet worden. Stadtpräsident Ivo Komsic empfing am Freitag rund 300 Politiker und Ehrengäste und verteilte Dankesurkunden an die zahlreichen Spender vor allem aus dem Ausland.
Einzelne europäische Staaten sowie internationale Organisationen hatten 16 Millionen Euro bereitgestellt, um den im Bürgerkrieg 1992 von Serben zerstörten Prachtbau wieder erstrahlen zu lassen. Das Gebäude war von den Habsburgern Ende des 19. Jahrhunderts im neomaurischen Stil errichtet worden.
Zur Eröffnungsfeier war ein Konzert und ein Kunstspektakel mit einer Lichtshow auf den Fassaden des Rathauses vorgesehen, das zur Zeit seiner Zerstörung von der Nationalbibliothek Bosnien-Herzegowinas genutzt wurde.
Die Bestände der Bibliothek waren weitgehend durch Feuer nach Granatbeschuss vernichtet worden. In Zukunft soll das Gebäude von der Nationalbibliothek und der Stadtverwaltung genutzt werden. Ein Museum soll Einblicke in die bewegte Geschichte des Baus geben.
Proteste gegen Korruption
Begleitet wurden die Eröffnungsfeierlichkeiten von Protesten. Hunderte Demonstranten wurden von Spezialkräften der Polizei vom Gebäude ferngehalten. Sie verlangten den Rücktritt von Spitzenpolitikern, denen sie Unfähigkeit und Korruption vorwerfen.
Zuletzt war es Anfang Februar im ganzen Land zu gewaltsamen sozialen Protesten gekommen. Damals waren Regierungsgebäude und der Amtssitz des Staatspräsidiums in Flammen aufgegangen.
Anlass der Wiedereröffnung des Rathauses ist das Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand hatte sich in dem Rathaus (Vijecnica) zu einem Empfang aufgehalten, bevor er gleich darauf am 28. Juni 1914 in Sarajevo erschossen wurde. Dieses Attentat gilt als Auslöser für den Ersten Weltkrieg.