Zehn Jahre nach dem Staatsbankrott droht Argentinien nun erneut die Pleite. Weil das Land einem US-Gerichtsurteil zufolge deutlich mehr Geld an Investoren zurückzahlen muss als geplant, sieht die Rating-Agentur Fitch es nun vor dem Zahlungsausfall.
Es gebe eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass das Land seine Schulden nicht bedienen könne, erklärten die Bonitätsprüfer am Dienstagabend und stuften ihr Rating drastisch um fünf Stufen herab. Eine weitere Senkung wird zudem geprüft. Mit der Bewertung „CC“ ist Argentinien nur noch zwei Stufen von der Zahlungsunfähigkeit entfernt.
Hintergrund ist ein erbittert geführter Rechtsstreit der Regierung in Buenos Aires mit Investoren unter Führung der Hedgefonds NML Capital und Aurelius Capital Management, die den im Jahr 2002 beschlossenen Schuldenschnitt nicht akzeptieren.
Sie wollen das verliehene Geld komplett zurück und bekamen von einem Richter in den USA jüngst Recht. Dieser setzte der Regierung eine Frist bis zum 15. Dezember, um 1,3 Milliarden Dollar auf ein Treuhandkonto einzuzahlen. Als Druckmittel wurde sogar ein vor Ghana liegendes Marineschulschiff beschlagnahmt.
Fernandez auch innenpolitisch unter Druck
Die Mitte-Links-Regierung in dem lateinamerikanischen Land will die Forderungen der rebellischen Investoren auf keinen Fall erfüllen. Präsidentin Christina Fernandez beschimpfte die Hedgefonds zuletzt als „Aasgeier“. Sie steht auch innenpolitisch unter grossem Druck, nachdem es vergangene Woche den ersten Generalstreik in ihrer fünfjährigen Amtszeit gegeben hatte.
Oppositionelle Gewerkschaften machen gegen ihre Wirtschaftspolitik Front. Aus Sicht der Fitch-Experten könnte der Schulden-Streit weiteres Öl ins Feuer giessen. „Die Unsicherheit über die Folgen des Gerichtsurteils wird wahrscheinlich das Vertrauen weiter schädigen, die politischen und sozialen Spannungen im Land weiter anheizen und damit die Wachstumsaussichten eintrüben“, erklärte die Rating-Agentur.