Wegen unflätigen Zwischenrufen bei einer Zeugenbefragung: Der frühere bosnisch-serbische Armeechef Ratko Mladic ist vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien des Saales verwiesen worden.
«Es ist nicht nötig zu sagen, dass diese Art Kommentare nicht angemessen sind», sagte Richter Alphons Orie am Mittwoch nach dem Zwischenfall.
Vor dem Gericht in Den Haag begann am Mittwoch die Zeugenvernehmung zum Massaker von Srebrenica, bei dem bosnisch-serbische Kämpfer im Juli 1995 etwa 8000 muslimische Männer und Jungen ermordeten. Rund eine Stunde nach Beginn der Befragung unterbrach Mladic den Zeugen, der unter dem Schutznamen «RM346» aussagte, und sprach ihn auf serbisch an.
Die Aussagen wurden von den Gerichtsdolmetschern nicht übersetzt. Der Zeuge sagte auf Frage des Richters aber, Mladic habe ihn mit Schimpfworten belegt und ihm vorgeworfen, «dass ich alles erfunden habe und lüge».
Mladics Anwalt sagte, sein Mandant habe dem Zeugen vorgeworfen, seine Aussage «auswendig gelernt zu haben». Mladic wird aufgrund früherer Vorfälle im Gerichtssaal mittlerweile ständig per Kamera überwacht.
Tot gestellt
Mladic war Ende Mai 2011 nach 16 Jahren auf der Flucht in Serbien gefasst und an das UNO-Gericht in Den Haag überstellt worden. Der 71-Jährige muss sich dort wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Krieges zwischen 1992 und 1995 verantworten.
Bislang wurde im Prozess die grundsätzliche Position Mladics aufgearbeitet, nun soll seine Rolle in Srebrenica untersucht werden. «RM346» legte bei der Befragung dar, wie er beim Massaker angeschossen wurde und nur überlebte, indem er sich totstellte.