Die aktuellen Baulandreserven der Schweiz bieten noch Platz für bis zu 2,1 Millionen zusätzliche Einwohner. Diese Rechnung macht Maria Lezzi, Direktorin des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE). Lezzi zeigt aber Verständnis für das verbreite Unbehagen gegenüber dem Bevölkerungswachstum.
Die Annahme der Zweitwohnungsinitiative sei ein „klares Stoppsignal“ gewesen, sagte Lezzi im Interview mit der Zeitung „Sonntag“. Als weiteres Indiz für den Widerstand wertet die ARE-Direktorin die sich summierenden Ablehnungen von Einzonungen an Gemeindeversammlungen.
Aber auch ohne zusätzliche Einzonungen habe die heute 8 Millionen Personen zählende Schweiz Platz für 1,4 bis 2,1 zusätzliche Einwohner. Dies sei allerdings ein theoretischer Wert, betonte Lezzi. Der Entscheid, ob das Land tatsächlich so viele zusätzliche Einwohner wolle, müsse auf politischer und gesellschaftlicher Ebene getroffen werden.
Verdichtetes Bauen als Lösung
Lezzi, die dem ARE seit 2009 vorsteht, räumte Versäumnisse bei der Raumplanung ein. Grundsätzlich sei die Raumplanung Sache der Kantone. Der Bund habe seine Möglichkeiten zur Einflussnahme aber zu wenig wahrgenommen: „Wir waren diesbezüglich vielleicht zu tolerant.“ Das revidierte Raumplanungsgesetz sei ein Mittel, um die Zersiedelung zu bremsen, sagte Lezzi.
Neben dem Bevölkerungswachstum sei der steigende Platzbedarf ein Faktor für das sich verändernde Landschaftsbild: „Seit 1960 hat sich die beanspruchte Wohnfläche pro Person verdoppelt“. Abhilfe könnte laut Lezzi mit verdichtetem Bauen geschafft werden. Schon mit der Verlagerung vom Ein- und Zweifamilienhaus zum Drei- oder Vierfamilienhaus lasse sich „sehr viel herausholen“.