Mit einer Razzia haben russische Behörden die Gerichtsshow „Die Moskauer Prozesse“ des Berner Regisseurs Milo Rau über Kunstfreiheit im grössten Land der Erde unterbrochen.
Mehrere Uniformierte in den weinroten Westen des Migrationsdienstes kamen am Sonntag unerwartet in das Sacharow-Zentrum in Moskau. Sie begannen, Rau und andere Ausländer zu überprüfen. Das berichtet ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa.
Regisseur Rau sprach von „absurden Vorwänden“. „Das zeigt, wie es ist“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. In seiner Show befasst er sich unter anderem mit der inhaftierten Punkband Pussy Riot.
Juristen verlangten von der Migrationsbehörde Einsicht in die Dokumente der Beamten. Kern des Streits sei wohl, ob Rau sich in Moskau wie verlangt angemeldet habe oder ob er für das Theaterspektakel eine Arbeitserlaubnis benötige, hiess es.
Der Regisseur sprach von einem fast typischen Vorfall bei unliebsamen Kunstprojekten. „Da werden immer legale Sachen herbeigezogen“, sagte Rau.
Vor der Razzia war das auf Bewährung aus der Haft entlassene Pussy-Riot-Mitglied Jekaterina Samuzewitsch zu Wort gekommen. Dabei trat die 30-Jährige für das Recht auf freie Meinungsäusserung ein.
Aus Furcht vor Attacken, zum Beispiel von konservativen Gläubigen, hatten die Veranstalter die Gebäude des Sacharow-Zentrums bewachen lassen.