Rund 6000 begeisterte Real-Fans feierten bis in den frühen Morgen am und auch im Cibeles-Brunnen und ohrenbetäubende Hupkonzerte verkündeten die Wachablösung nach drei Jahren Barca-Dominanz.
José Mourinho flog durch die Luft, Mesut Özil und Sami Khedira tanzten auf dem Rasen, in der Stadt begann eine magische Meisternacht: In ganz Madrid herrschte der Ausnahmezustand, als das Comeback der Königlichen auf Spaniens Fussball-Thron perfekt war. Die Freude und Genugtuung bei Real über die 32. Meisterschaft nach einer Saison der Superlative mit dem ewigen Kampf gegen den Erzrivalen FC Barcelona kannte keine Grenzen.
Das i-Tüpfelchen setzte Real zwei Spieltage vor dem Saisonende mit einem 3:0 beim Europa-League-Finalisten Athletic Bilbao. „Uns wurde nichts geschenkt. Wir haben den Titel zu Recht geholt“, tönte Trainer Mourinho, während Özil via Facebook erste Oben-Ohne-Fotos aus der Kabine von sich und seinen Teamkollegen um die Welt schickte. Der Titel wirkte nach dem Champions-League-Aus im Halbfinal gegen Bayern München zumindest kurzzeitig wie Balsam auf die Wunden der stolzen Real-Fans. Der letzte Titel war 2008 unter Bernd Schuster gefeiert worden.
Die Meister kehrten erst gegen drei Uhr in der Nacht aus dem Baskenland zurück. Ihre ganz private Sause stieg schliesslich in der Madrider Nobel-Disko „Moma“. „Wir haben uns die Party verdient. Wir haben die Liga dominiert und sind verdient Meister“, sagte Torhüter Iker Casillas. Beeindruckende 94 Punkte und 115:30 Tore stehen für das Starensemble um Superstar Cristiano Ronaldo in der Tabelle. Die Liga-Bestmarke von 107 Toren hat Real längst gebrochen, erstmals könnte eine Mannschaft zudem in der Liga die 100-Punkte-Marke erreichen. „Das ist Wahnsinn. Wir haben Fussball in allerhöchster Qualität geboten und schon so viele Punkte geholt“, ergänzte Mourinho, der seinen persönlichen Erfolg in vollen Zügen genoss.
Denn es war Mourinhos insgesamt siebter, „aber der schwierigste“ Meistertitel. Erstmals in der Geschichte schaffte es ein Trainer, in vier europäischen Top-Ligen den Titel zu gewinnen. Mourinho gelang dies mit dem FC Porto, Chelsea, Inter Mailand und nun mit Madrid. Dort haben sich die Fans offensichtlich mit dem mitunter egozentrischen Coach arrangiert. „Es ist für mich eine grosse Freude. Ich bin zum ersten Mal in Spanien Meister geworden. Mein grosses Ziel ist erreicht“, sagte Ronaldo, der mit 44 Liga-Treffern einen erheblichen Anteil am Höhenflug des Rekordmeisters hatte, aber dennoch in der Schützenliste zwei Tore hinter Lionel Messi vom „Vize“ aus Barcelona auf Platz zwei liegt.
Trotz der diesjährigen Real-Vorherrschaft in der Liga wollen die spanischen Sportzeitungen von einer endgültigen Wachablösung noch nichts wissen. Denn im spanischen Cupfinal am 25. Mai in Madrid (Estadio Vicente Calderon) ist der Meister nur Zuschauer, wenn Barcelona auf Bilbao trifft. Zuvor hatte Barça bereits den nationalen und europäischen Supercup sowie die Klub-WM gewonnen.