Die entscheidende Offensive zur Vertreibung der IS-Terrormiliz aus ihrer syrischen Hochburg Rakka hat begonnen. Von den USA unterstützte Rebellen-Einheiten sollen einen Bezirk im Osten Rakkas angegriffen haben.
«Es hat heute im Morgengrauen begonnen», sagte der Direktor der der Opposition nahestehenden Beobachterstelle für Menschenrechte, Rami Abdulrahman. Auch ein Militärstützpunkt im Norden Rakkas sei angegriffen worden.
Die «grosse Schlacht» zur Vertreibung der IS-Terrormiliz aus der Stadt im Norden Syriens habe begonnen, sagte der Sprecher des Rebellenbündnisses SDF, Talal Sello, am Dienstag in dem Ort Hasima nördlich von Rakka.
Die Rebellen griffen vom Norden, Osten und Westen her den IS an. Eine US-geführte Militärkoalition unterstütze die Kämpfer aus der Luft. Auch US-Spezialeinheiten seien im Einsatz, teilte die Beobachterstelle weiter mit.
Der Kampf um Rakka werde heftig, weil «die IS-Kämpfer sterben werden, um ihre sogenannte Hauptstadt zu verteidigen», hiess es weiter. Der sogenannte Islamische Staat hatte Rakka zur Hauptstadt seines von ihm ausgerufenen Kalifats ernannt. Gegen 200’000 Personen waren nach Koalitionsangaben aus der Stadt geflohen.
IS-Kämpfer hatten 2014 die Rebellen aus Rakka vertrieben und die im Norden Syriens gelegene Stadt unter ihre Kontrolle gebracht. Seit November haben SDF-Einheiten mit Unterstützung des US-Militärs versucht, die Stadt einzukreisen. Neben dem fast komplett eroberten Mossul im Irak gilt Rakka als wichtigste Stadt in den Händen der IS-Terrormiliz.
Flüchtlingsboote angegriffen
Noch vor Beginn der Rückeroberungsoffensive wurde gemeldet, dass bei einem Luftangriff der US-geführten Militärkoalition bei Rakka 21 Zivilpersonen getötet worden seien. Sie seien getroffen worden, als sie auf dem Fluss Euphrat in Booten vor der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) fliehen wollten. Unter den Opfern seien auch Kinder und Frauen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag.
Auch die Organisation «Raqa is Being Slaughtered Silently» (etwa: Rakka wird lautlos abgeschlachtet) berichtete von Luftschlägen. Diese hätten Menschen getroffen, die beim Fluss gewartet hätten und solche, die auf Booten versucht hätten, den Euphrat zu überqueren.
484 zivile Opfer
Der Kampf der internationalen Koalition gegen den IS in Syrien und im Irak hat seit dem Beginn im Sommer 2014 mindestens 484 Zivilisten das Leben gekostet, wie das US-Militär am 2. Juni bilanzierte. Die Koalition aktualisiert monatlich die Zahl der Toten. Nichtregierungsorganisationen werfen ihr vor, diese zu unterschätzen.
Zudem beklagen sie, dass es in jüngster Zeit vermehrt zivile Opfer bei den Einsätzen der Koalition gebe. Einige Organisationen machten eine veränderte Strategie unter dem seit Januar amtierenden US-Präsidenten Donald Trump dafür verantwortlich. Das Pentagon wies die Vorwürfe kürzlich zurück.