Die rechtsgerichtete UKIP setzt Grossbritanniens etablierte Parteien unter Druck: Bei den Kommunalwahlen konnten die EU-Gegner vor allem den Konservativen um Premierminister David Cameron Stimmen abnehmen. Der Wahlsieg ging aber an die oppositionelle Labour-Partei.
Labour kam auf 31 Prozent, wie eine Projektion der Ergebnisse aus den 161 an der Wahl beteiligten Gemeinden auf das gesamte Land ergab. Die regierenden Konservativen von Premierminister Cameron kamen demnach mit 29 Prozent auf Rang zwei, gefolgt von den Rechtspopulisten von UKIP mit 17 Prozent.
Britische Politiker quer durchs Parteienspektrum gingen am Freitag davon aus, dass UKIP mit dem Vorsitzenden Nigel Farage auch bei der ebenfalls am Donnerstag abgehaltenen Europawahl stark abgeschnitten hat. Die Ergebnisse für das EU-Parlament, in dem Grossbritannien 73 Sitze zustehen, werden aber erst am Sonntagabend bekanntgegeben.
Regierungschef Cameron sieht seine Konservativen unter Zugzwang. Die Tories müssten nun zeigen, dass sie Antworten hätten zu Themen wie Einwanderung oder Sozialreformen. «Die Leute wollen, dass wir mehr liefern bei den Themen, die sie frustrieren und die mich frustrieren», teilte er am Freitag mit.
UKIP von 1 auf 100
UKIP-Chef Farage schloss aus dem starken Abschneiden, dass seine Partei bei der Unterhauswahl im kommenden Jahr eine ernstzunehmende Rolle spielen werde. Auch Experten glauben, dass der Trend sich fortsetzen könnte. «UKIP scheint die Partei im Aufschwung zu sein», sagte die Politikwissenschafterin Jane Green von der Universität Manchester der BBC.
In 161 englischen Gemeinden waren insgesamt mehr als 4000 Ratssitze zu vergeben. Nachdem rund die Hälfte der Gemeinden am Freitagnachmittag ihr Ergebnis gemeldet hatten, verbuchte UKIP einen Zugewinn von knapp 100 Sitzen, von zuvor einem Sitz.
Für eine Mehrheit reichte es aber vorerst in keinem der Rathäuser. Parteichef Farage hatte im Wahlkampf für einen EU-Austritt Grossbritanniens und eine Begrenzung der Zuwanderung geworben.
Oppositionelle Labour legte kräftig zu
Labour gewann ebenfalls kräftig hinzu und übernahm dem Zwischenergebnis zufolge in fünf Kommunen mehr als bislang die Mehrheit. In einigen für die Partei um Oppositionsführer Ed Miliband traditionell starken Gebieten gingen aber Stimmen verloren.
Eine bittere Wahlschlappe gab es für Camerons Konservative. Sie verloren laut Zwischenergebnis die Mehrheit in 10 Kommunen und insgesamt über 100 Sitze. Ihr liberaldemokratischer Koalitionspartner im Unterhaus büsste ebenfalls viele Stimmen ein. Ersten Angaben zufolge lag die Beteiligung an der Kommunalwahl in Grossbritannien bei lediglich 36 Prozent.