Für Autogrammjäger war ein gutes Wochenende. Immerhin gab es auf dem Lido so manchen Oscar-Preisträger zu sehen. Auf der Leinwand des Filmfestivals von Venedig herrschte dagegen meist ein Gefühlschaos.
Zahlreiche Prominente haben sich am Wochenende auf dem roten Teppich des Filmfestivals Venedig gedrängelt. Oscar-Preisträger Eddie Redmayne stellte das Drama «The Danish Girl» vor, in dem er eine Transsexuelle spielt. Eine kleine Nebenrolle hat dabei Johnny Depps Ehefrau Amber Heard.
Juliette Binoche verkörpert in «L’attesa» eine trauernde Mutter, die nicht wahrhaben will, dass ihr Sohn gestorben ist. Kristen Stewart erlebt mit «Equals» eine düstere Zukunftsvision und Tilda Swinton prallt in «A Bigger Splash» auf Ralph Fiennes und Dakota Johnson.
Konventionell und kitschig
Mit Spannung war vor allem «The Danish Girl» erwartet worden. Regisseur Tom Hooper («The King’s Speech») greift damit erneut die Geschichte einer realen Person auf: Lili Elbe war eine der ersten Transsexuellen, die sich in Deutschland Anfang der 1930er Jahre einer geschlechtsangleichenden Operation unterzog.
Die Hauptrolle in «The Danish Girl» spielt der 33-jährige Redmayne, der für seine Darstellung des Stephen Hawking in «Die Entdeckung der Unendlichkeit» einen Oscar gewann. So spannend die Geschichte aber ist – Hooper inszeniert «The Danish Girl» als konventionelles und teilweise kitschiges Drama.
Nebendarsteller Matthias Schoenaerts stellte im Wettbewerb von Venedig gleich noch einen zweiten Film vor: «A Bigger Splash» erzählt von einer Rockmusikerin (Swinton) und ihrem Partner (Schoenaerts), die auf einer Mittelmeerinsel einen Ex (Fiennes) und dessen Tochter (Johnson) treffen. Während die Gefühle auf die Probe gestellt werden, steuern die Vier auf eine Katastrophe zu.
«L’hermine» wunderbar unterhaltsam
Ebenfalls im Wettbewerb lief «Equals» mit «Twilight»-Star Kristen Stewart. Das Werk spielt in der Zukunft, in der Menschen keine Emotionen haben dürfen. Als sich dann aber zwei von ihnen ineinander verlieben, müssen sie um ihr Leben fürchten und sich verstecken.
Auch wenn der Blick in eine sterile Zukunft nicht wirklich originell ist, so überzeugten Stewart und Nicholas Hoult («X-Men») doch als unglückliches Paar.
Umso überraschender war da der wunderbar unterhaltsame Beitrag «L’hermine» des Franzosen Christian Vincent. Fabrice Luchini gibt einen Richter, den eine frühere Liebe bei einem Prozess aus der Bahn wirft. Fast nebenbei streift der Film gesellschaftlich relevante Themen wie die einer multikulturellen Gesellschaft oder Vorurteile gegen sozial schwächere Schichten.
Mit immer wieder überraschenden Wendungen schwankt «L’hermine» zwischen Komödie, Drama und Liebesgeschichte und sorgt vor allem mit seinem pointierten Humor für willkommene Lacher.