Die Volksinitiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» stellt die reformierte und die katholische Landeskirche vor ein Dilemma. Die Kirchen sind zwar einverstanden mit dem Anliegen der Initianten, Leben zu schützen. Aber den Weg zu diesem Ziel lehnen sie ab.
Der Rat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) empfiehlt ein Nein zu der Volksinitiative, über die am 9. Februar abgestimmt wird. «Abtreibungen liegen in der Verantwortung der Gesellschaft», begründet Gottfried Locher, Präsident des Rates der SEK, diese Haltung.
Deshalb würden Schwangerschaftsabbrüche von der Grundversicherung der Krankenkasse bezahlt. Der SEK-Rat unterstütze die heute geltenden Regelungen und lehne die Initiative ab. In einer Broschüre hält der SEK zudem fest, dass die Gesellschaft dafür sorgen müsse, dass Schwangerschaft kein Grund für existentielle Not sein dürfe.
Abtreibungen liessen sich verhindern, indem Perspektiven eröffnet würden und nicht indem Sanktionen ergriffen würden, hält der SEK fest. Schwerpunkte müssten eher bei der Suche nach Lösungen für das Leben gesetzt werden und bei der Begünstigung einer kinderfreundlichen Gesellschaft, etwa mit mehr Betreuungsangeboten.
«Wir sind gegen den Schwangerschaftsabbruch, aber die Initiative als solche ist nicht das beste Mittel, um das Ziel zu erreichen», sagt auch Nicolas Betticher, Sprecher der Schweizerischen Bischofskonferenz. «Die Frage ist also heikel.»
Probleme stellt namentlich die Verbindung der Frage des Lebens mit der Frage der Finanzierung. Die Initiative sei ein Risiko, dass mittellose Frauen in eine prekäre Lage gebracht würden. Abtreibungen als Privatsache anzusehen, ist in den Augen der reformierten und der katholischen Landeskirchen gleichermassen problematisch.