Die Schweizer Halfpipe-Fahrer brauchen den Vergleich mit der Konkurrenz nicht zu scheuen. Schon in der Qualifikation in Copper Mountain zeigten sie, dass im WM-Winter mit ihnen zu rechnen ist.
Besser hätte die Saison kaum lanciert werden können: Bei den Männern stellt die Schweiz mit Christian Haller, dem nach Kreuzbandriss wieder fitten David Hablützel, Pat Burgener, Jan Scherrer und Olympiasieger Iouri Podladtchikov die Hälfte des heutigen Finalfeldes in Copper Mountain, bei den Frauen schaffte etwas überraschend Verena Rohrer als zweitjüngste Fahrerin den Vorstoss in die Top 6.
Trainer Pepe Regazzi wertet die zweite In-corpore-Finalqualifikation nach dem US Open 2015 als starke Ansage an die Konkurrenz. «Es bestätigt, dass wir richtig und gut gearbeitet haben. Halb im Scherz sagte ich zu den Jungs, dass wir so dominieren wollen wie die Kanadier im Big Air und im Slopestyle. Sie haben ein Zeichen gesetzt.» Nebenbei hat Regazzi dank des dominanten Auftritts in der Qualifikation die Wette (wie viele Schweizer schaffen es in den Final?) mit Snowboard-Chef Sacha Giger gewonnen.
Seit 2013 ist Regazzi alleiniger Verantwortlicher für das Halfpipe-Team. Eines seiner ersten Ziele beim Einstieg bei Swiss-Snowboard war es gewesen, eine Mannschaft aufzubauen und zu formen. Das ist ihm zusammen mit seinem Vorgänger Marco Bruni gelungen. Die Fahrer bilden trotz völlig unterschiedlichem Charakter eine Einheit. Sie, die mehrere Monate pro Jahr miteinander verbringen, seien wie Brüder, findet der Tessiner.
Regazzi hat es verstanden, die individuellen Bedürfnisse von jedem Fahrer zu justieren. Er unterteilt die komplexe Sportart in mehrere Bereiche (Technik, Kondition, Akrobatik, Ernährung, Mentalität, Teamspirit) und erarbeitet mit jedem ein spezifisches Konzept. «All diese Komponenten im Gleichgewicht zu halten, ist der vermutlich wichtigste Teil meines Jobs.» Gleichzeitig legt der Coach grossen Wert auf die fahrerischen Grundlagen. Runs sind bereits auf Monate hinaus im Detail geplant. «Wir kennen unsere Läufe, wissen genau, wann und wo wir noch eine Schippe drauflegen müssen.»
Noch nie hatte Regazzi eine derart kompetitive Equipe. «Wir stellen das vielleicht beste Halfpipe-Team der Welt. Wenn man die Besetzung anschaut, kann und will ich nicht tiefstapeln.» Das gelte sowohl für die Freestyle-WM vom März 2017 in der Sierra Nevada als auch für die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang. «Wir wollen Gold.» Auch das Laax Open, das in diesem Winter erstmals Teil des FIS-Weltcups sein wird, geniesst einen hohen Stellenwert.
Viel verspricht sich Regazzi von seinem Teamleader Iouri Podladtchikov. Der 28-jährige Zürcher hat in der Zwischensaison viel in Körper und Technik investiert. Er stand unter anderem mangels Schneetagen zur Feinjustierung des Fahrgefühls sehr oft auf dem Skateboard. «Er ist so gut wie noch nie», ist Regazzi überzeugt. «Iouri fährt so hoch, sauber und vor allem so konstant, wie wir uns das immer vorgestellt haben. Sein Ziel, 2018 nochmals Olympia-Gold zu holen, ist nicht unmöglich.»