Die Basler Regierung will nichts von einem Neubau der St. Jakobshalle wissen. Dies wäre zu teuer und Veranstaltungen wie Swiss Indoors drohten abzuwandern.
Der Basler Baudirektor Hans-Peter Wessels (SP) ist eigentlich «zuversichtlich», die Vorlage am kommenden Mittwoch durchzubringen. Trotzdem scheint die Grossratsdebatte von nächster Woche ihn und Erziehungsdirektor Christoph Eymann (LDP) derart ins Schwitzen zu bringen, dass sie heute Morgen vor die Medien traten und auf die Werbetrommel rühren mussten. Grund ist die geplante 86 Millionen Franken teure Sanierung und Modernisierung der St. Jakobshalle. Diese ist äusserst umstritten. Während die Regierung die zweitgrösste Eventhalle der Schweiz nur sanieren will und dem Grossen Rat dafür einen Projektierungskredit von 4,8 Millionen beantragt, pochen einige Politiker, vor allem aus SVP-Kreisen, vehement auf einen Neubau. Die grossrätliche Bau- und Raumplanungskommission (BRK) sprach sich Ende September nur hauchdünn für die Sanierung der 1975 erstellten Halle aus – nur dank dem Stichentscheid des BRK-Präsidenten Andreas Albrecht.
Dass eine Pressekonferenz der Regierung vor einem Grossratsentscheid unüblich ist, dessen ist sich auch Erziehungsdirektor Christoph Eymann bewusst. Trotzdem sah er sich nach dem knappen Ja der BRK dazu gezwungen, sich «zwischenzuschalten». Nicht zuletzt, weil eine Mehrheit der BRK die Sanierungspläne der Regierung noch im Frühling klar unterstützte und es erst gegen Schluss zu einem Meinungsumschwung kam. «Es gibt politische Kräfte in der Kommission, die eine neue Halle haben möchten. Wir sind dezidiert anderer Meinung», sagte Eymann.
Es wäre «gefährlich», warnt Eymann, wenn der Grosse Rat am Mittwoch so entscheiden würde. Ein Neubau käme zu teuer, die Planung dafür würde mehrere Jahre beanspruchen. Zeit, die nicht vorhanden ist: «Wenn wir nicht riskieren wollen, dass wir gewisse Veranstaltungen verlieren, müssen wir jetzt entscheiden», sagte Eymann. Und Wessels doppelte nach: «Ein Neubau würde massive Mehrkosten zur Folge haben – schätzungsweise 90 Millionen Franken mehr als eine Sanierung», sagte der Baudirektor. Verzögerungen von drei bis fünf Jahren müssten in Kauf genommen werden. «Das würde uns auf Feld 1 zurückwerfen.» Es sei ohnehin unklar, wo der Neubau zu stehen kommen sollte. Sollte der bestehende Bau dafür weichen, hätte man für mehrere Jahre keine Eventhalle zur Verfügung. «Wichtige Events wie die Swiss Indoors wären weg», sagte Wessels.
Knapper Entscheid erwartet
Laut Thomas Riedtmann, Leiter Zentrale Dienste im Erziehungsdepartement, hat man mehrere Optionen für die Zukunft der St. Jakobshalle geprüft – auch einen Neubau. Dabei sei man zum Schluss gekommen, dass eine Sanierung und Modernisierung der bestehenden Gebäudestruktur bis etwa 2017 «mit Abstand» das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis biete. Zudem könne damit auch die Zuschauerkapazität leicht erhöht werden. Heute bietet die St. Jakobshalle Platz für 9000 Personen. Mit der Sanierung könnten 500 bis 1000 zusätzliche Plätze geschaffen werden. Das genüge, findet Riedtmann. Und Wessels: «Ein Neubau wäre unverantwortlich, zumal die jetzige Halle noch einen Wert von 50 Millionen Franken hat. Wir würden Geld aus dem Fenster werfen.»
Die SVP wird am Mittwoch im Grossen Rat mit allen Mitteln versuchen, die Sanierung der St. Jakobshalle zu bekämpfen. «Es ist unsinnig, 86 Millionen in einen Beton-Bunker zu investieren», sagt Parteipräsident Sebastian Frehner. Er geht davon aus, dass der Entscheid am Mittwoch sehr knapp ausfallen wird. «Das wird eng. Aber es gibt einige Personen aus anderen Parteien, die einen Neubau ebenfalls bevorzugen.» Sollte sich der Grosse Rat für die Sanierung entscheiden, droht Frehner nicht mit dem Referendum. Zumindest fast nicht: «Alleine würden wir kein Referendum ergreifen.»