Nach heftigen Kämpfen haben regierungstreue Milizen die libysche Wüstenstadt Bani Walid erobert. Sie vertrieben die Anhänger des früheren Machthabers Muammar al-Gaddafi aus deren letzter Hochburg.
Hunderte Kämpfer der regierungstreuen Truppen versammelten sich am Mittwoch im Zentrum der südöstlich von Tripolis liegenden Stadt Bani Walid. Die Stadt war in den vergangenen Wochen heftig umkämpft gewesen.
Die Kämpfer, grösstenteils aus der rivalisierenden Nachbarstadt Misrata stammende ehemalige Rebellen, schossen in die Luft oder auf Fenster und Häusermauern. Auf den verlassenen Amtsgebäuden von Bani Walid hissten sie die libysche Flagge.
In den Strassen der von ihren Einwohnern verlassenen Stadt – nach offiziellen Angaben wurden durch die Gefechte rund 13’000 Familien vertrieben – patrouillierten die Milizionäre mit Fahrzeugen, auf die schwere Waffen montiert waren.
Viele Tote und Verletzte
Bei den Kämpfen in der 185 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis gelegenen Stadt waren nach Angaben von Spitälern allein am vergangenen Wochenende mindestens 26 Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt worden.
Am 23. Oktober 2011 hatten die von der NATO unterstützten Kämpfer gegen Gaddafis Herrschaft nach einem achtmonatigen bewaffneten Konflikt Libyens „vollständige Befreiung“ proklamiert. In den vergangenen Monaten hatten die Anhänger Gaddafis in Bani Walid aber wieder die Oberhand gewonnen.
Nachdem Gaddafi-Anhänger vor einigen Wochen den 22-jährigen ehemaligen Rebellen Omar ben Schaaban aus Misrata nach Bani Walid entführt und getötet hatten, kreisten regierungstreue Milizen die Stadt ein. Nach der Einnahme von Bani Walid stellten sie dort am Mittwoch ein riesiges Bild mit Schaabans Porträt auf.
Schaaban soll für den Tod von Gaddafi verantwortlich sein. Der langjährige Machthaber war am 20. Oktober 2011 nach einem NATO-Luftangriff auf der Flucht aus seiner Heimatstadt Sirte von Rebellen gefangen genommen und unter bis heute nicht völlig geklärten Umständen getötet worden.