Reichste Tessiner werden serbelnde Airline los

Nach diversen Finanzspritzen hat sich die Tessiner Milliardärsfamilie Mantegazza von der Fluggesellschaft Monarch Airlines getrennt. 90 Prozent der Gesellschaft gehen an die britische Investmentfirma Greybull Capital. Diese will 125 Mio. Pfund in die Airline stecken.

Airbus A321 der Monarch Airlines (Bild: sda)

Nach diversen Finanzspritzen hat sich die Tessiner Milliardärsfamilie Mantegazza von der Fluggesellschaft Monarch Airlines getrennt. 90 Prozent der Gesellschaft gehen an die britische Investmentfirma Greybull Capital. Diese will 125 Mio. Pfund in die Airline stecken.

Mit diesen umgerechnet rund 188 Mio. Fr. soll Monarch Airlines in eine Billigfluglinie umgewandelt und für den Konkurrenzkampf gegen Easyjet und Ryanair fit gemacht werden. Die nicht von Greybull gekauften 10 Prozent werden vom Monarch-Pensionsfonds gehalten.

In den vergangenen fünf Jahren steckten die Mantegazzas über 150 Mio. Fr. in das serbelnde Geschäft, wie die Zeitung «Blick» am Montag aufgrund britischer Medienbericht schrieb. Den Angaben zufolge zog der 87-jährige Familienpatriarch Sergio Mantegazza nun die Reissleine.

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte den Verkauf der in Luton GB ansässigen Flug- und Reisegesellschaft Ende Oktober in ihrem englischsprachigen Dienst gemeldet.

Das Personal von Monarch Airlines verzichtete den Angaben zufolge vor der Übernahme auf 30 Prozent seines Lohns. 700 der gut 3000 Stellen wurden gestrichen und die Flotte von 42 auf 34 Flugzeuge reduziert.

Das Charter- und Langstreckengeschäft wurde aufgegeben. Monarch Airlines operiert von sechs britischen Städten aus. Anflugziele sind vorab Feriendestinationen.

Abschluss eines Kapitels

Von Seiten der früheren Besitzer sagte Fabio Mantegazza dem britischen Internetportal «travelweekly» am Montag, Monarch Airlines werde mit den neuen Eignern Europaziele anfliegen. Gemäss seinen Aussagen in der «Financial Times» kommen harte Zeiten auf die Flieger zu.

In der Zeitung «Telegraph» zeigte er sich stolz, mit Monarch Airlines eine der beliebtesten britischen Marken aufgebaut zu haben, die nun andere in die Zukunft führen würden. Die Familie habe in dem Geschäft eine Glückssträhne gehabt, die nun ende, bilanzierte Mantegazza auf «travelweekly».

Monarch Airlines bestätigte gemäss Reuters eine Bestellung von 30 Boeing-Maschinen des Typs 737 MAX 8. Der im Juli geschlossene Deal hat einen Umfang von rund 3 Mrd. Dollar. Die Flugzeuge sollen 2018 bis 2020 ausgeliefert werden.

Vom Pedalo zum Milliardenimperium

Das Tourismusimperium der Mantegazzas nahm in den 1920er Jahren mit einer Pedalo-Vermietung auf dem Luganersee seinen Anfang. Später kamen Busausflüge hinzu, was sich zu einem Busunternehmen auswuchs.

Dieses bot unter dem Namen Globus Viaggi 1950 mit 33 Bussen Exkursionen nach Rom, Venedig und an die französische Riviera an. Das Unternehmen wurde ein Pionier für Europareisen von wohlbetuchten US-Amerikanern.

In Grossbritannien etablierte sich Globus mit Cosmos Holidays ab 1961 als Ikone bei Budgetreisen in Europa. Später kamen Pauschalreisen nach Afrika, Australien und Südamerika hinzu. In den USA lancierte Globus in den frühen 1970ern Group Voyagers. 1967 startete Monarch Airlines mit zwei Maschinen.

Der 87-jährige Sergio Mantegazza ist mit einem geschätzten Vermögen von gut 4,2 Mrd. Fr. gemäss aktuellen Angaben der Zeitschrift «Forbes» einer von sechs Schweizer Milliardären und der reichste Tessiner.

Neben den Tourismusunternehmen umfasst das Reich des auch als «Ferienkönig» bekannten Tessiners Immobilien im Südkanton und weitere Anlagen. Auf seiner Yacht «Lady Marina» hatte er auch schon Tina Turner zu Gast.

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