Mit einer «Mafia-Tour» auf Sizilien hat ein Reisebüro für Empörung gesorgt. Vor allem Angehörige von Mafia-Opfern kritisierten das Angebot.
Gianni Grillo verteidigte seine Führungen durch ein Mafia-Museum sowie Wohnorte berüchtigter Bosse zwar auf seiner Website mit den Worten, eigentlich handle es sich um eine «Anti-Mafia-Tour». Der harschen Kritik tat das aber keinen Abbruch.
Das Angebot sei eine «Beleidigung der Opfer» und ein «Schlag ins Gesicht» derjenigen, die Tag für Tag dafür kämpften, die Mafia-Kultur zu «vernichten», sagte die Schwester des 1992 von der Mafia getöteten Richters Giovanni Falcone, Maria Falcone.
Der Stadtpräsident des auf Grillos Tour liegenden Städtchens Trapani, Vito Damiano, forderte die Schliessung der Website des Reisebüros Easy Trapani. «Das ist Wahnsinn, eine Beleidigung für eine ganze Stadt», sagte Damiano der Zeitung «La Repubblica».
Fahrt durch Corleone
Zu der halb- oder ganztägigen «Mafia-Tour» gehört ein Besuch im Mafia-Museum von Salemi sowie je nach Dauer die Fahrt zu Häusern berüchtigter Mafiosi wie Toto Riina und Bernardo Provenzano in Corleone, das durch Francis Ford Coppolas Filmreihe «Der Pate» unsterblich wurde. Auch ein Halt in Castelvetrano ist möglich, von wo der flüchtige Matteo Messina Denaro stammt, der als Boss der sizilianischen Mafia gilt.
Er wolle mit seinem Angebot «informieren» und Touristen ein «breiteres Verständnis» der Cosa Nostra geben, die nach wie vor die sizilianische Gesellschaft beeinflusse, erklärte Grillo auf seiner Website. «Die Mafia tötet, Schweigen auch», zitierte er zudem den Mafia-Gegner und Journalisten Peppino Impastato, der 1978 getötet wurde.