Reisecar-Lobby fordert Liberalisierung für Fernbusse

Die Schweizer Reisecar-Unternehmen sehen sich gegenüber dem öffentlichen Verkehr (ÖV) benachteiligt. In einem am Dienstag vorgestellten Bericht verlangen sie die Liberalisierung des Marktes für Fernbusse, wie dies etwa in Deutschland seit zwei Jahren der Fall ist.

Adrian Amstutz, Präsident des Nutzfahrzeugverbands ASTAG (Archiv) (Bild: sda)

Die Schweizer Reisecar-Unternehmen sehen sich gegenüber dem öffentlichen Verkehr (ÖV) benachteiligt. In einem am Dienstag vorgestellten Bericht verlangen sie die Liberalisierung des Marktes für Fernbusse, wie dies etwa in Deutschland seit zwei Jahren der Fall ist.

«Alle Verkehrsmittel müssen gleichberechtigt behandelt werden», sagte der Präsident des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands (ASTAG), Adrian Amstutz, laut Redetext vor den Medien in Bern. Einschränkungen und Subventionen, die einseitig den ÖV begünstigten, seien fehl am Platz, kritisierte der Berner SVP-Nationalrat.

«Wir fordern eine Diskussion, dass Reisecars die Bahn nebst dem grenzüberschreitenden Verkehr auch auf Fernstrecken im Inland konkurrenzieren dürfen», sagte Christophe Darbellay, Präsident der ASTAG-Fachgruppe Car Tourisme Suisse, laut Redetext. «Schliesslich profitieren die Kunden, wenn private Anbieter gegenüber dem öffentlichen Verkehr als gleichberechtigte Marktteilnehmer auftreten.»

Fernbusslinien auf Binnenstrecken – in Konkurrenz zum öffentlichen Verkehr – sind in der Schweiz in den meisten Fällen verboten, da neue Linien subventionierte Angebote nicht wesentlich konkurrenzieren dürfen. Auf Fernstrecken zwischen der Schweiz und dem Ausland sind zusätzliche Angebote hingegen erlaubt.

Zusätzlich zur Liberalisierung von Fernbussen fordert die Reisecarbranche eine bessere Infrastruktur in den Schweizer Städten. Während es in Berlin etwa einen hypermodernen Busbahnhof mit Wartehalle, Restaurant und WLAN gebe, stehe in Bern lediglich ein Kiesplatz zur Verfügung, sagte Patrick Nussbaumer, Vorstandsmitglied von Car Tourisme Suisse.

Weitere Forderungen sind: Die Benutzung von Busspuren in den Städten, eine Modernisierung des Strassennetzes, strengere Kontrollen bei ausländischen Anbietern in der Schweiz sowie eine Befreiung von der Mineralölsteuer für Reisebusse.

Passagierzahlen stark angestiegen

Darbellay wies auf die «hervorragende Ökobilanz» der Reisebusse hin. Zudem erzielten die Cars punkto Verkehrssicherheit Spitzenwerte. Da von einem anhaltenden Wachstum im Personenverkehr ausgegangen werden müsse, sei der private Reisebus zur Bewältigung des Verkehrsaufkommens nebst dem öffentlichen Verkehr unentbehrlich, sagte der CVP-Präsident und Walliser Nationalrat weiter.

Die Passagierzahl von Reisebussen in der Schweiz ist zwischen 2002 und 2012 um 8 Millionen auf 31 Millionen pro Jahr gestiegen, wie Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigen. 2012 legten Reisebusse in der Schweiz 124 Millionen Fahrzeugkilometer zurück, was einer Zunahme um ein Drittel in zehn Jahren entspricht.

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