Schulhefte mit dem Porträt des sowjetischen Diktators Josef Stalin finden zur Verärgerung von Menschenrechtsaktivisten in Moskau reissenden Absatz. Die Regale hätten erst kürzlich wiederaufgefüllt werden müssen, sagte eine Sprecherin der Buchhandlung Dom Knigi.
Ein Vertreter des Verlages Alt, der Stalin in eine Serie zu den „Grossen Namen“ der russischen Geschichte aufgenommen hatte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass sich die komplette Reihe „gut“ verkaufe.
Die Aktion stösst bei Menschenrechtsorganisationen auf Unverständnis: „Wenn ein Porträt von jemandem auf einem Schulheft erscheint, wird er von Kindern in einem positiven Licht wahrgenommen“, kritisierte die renommierte Menschenrechtsaktivistin Ljudmila Alexejewa.
„Wir können keine Porträts von Verbrechern auf Schulhefte drucken.“ Die Menschenrechtsorganisation Memorial hatte bereits vor wenigen Tagen von einer „Schändung“ der Geschichte des Landes gesprochen.
Das Schulheft mit dem Stalin-Bild erscheint in einer Reihe mit Heften, auf denen beispielsweise der Komponist Sergej Rachmaninow oder Zarin Katharina II. zu sehen sind.
Stalin gehöre zur Geschichte Russlands, verteidigten der künstlerische Leiter des Alt-Verlags, Artjom Bilan, das Heft. „Stalin ist der Führer, der am längsten an der Macht war und das Land durch seine härteste Zeit angeführt hat.“
Stalin stand fast drei Jahrzehnte bis zu seinem Tod 1953 an der Spitze der Sowjetunion. Sogar seine Anhänger räumen ein, dass er Millionen Menschen in die gefürchteten Gulags und damit in den Tod schickte.