Heute ab 20.45 Uhr geht es im EM-Final in Kiew um die Krone in Europas Fussball. Italien fordert Titelverteidiger und Weltmeister Spanien heraus.
Spanien gegen Italien in der Vorrunde war das bisher beste Spiel der EM. Das 1:1 in der Vorrunde am 10. Juni in Danzig war spektakulär. Mit überraschend starken Italienern, taktisch erstaunlichen Spaniern, vielen Torchancen und horrendem Tempo. Das Unentschieden war gerecht, Italien war vor der Pause besser, Spanien hatte in der Schlussphase zwei grosse Chancen zum Sieg.
Jetzt begegnen sich die beiden Teams im Final wieder, so wie sich 1988 Holland und die Sowjetunion, 1996 Deutschland und Tschechien sowie 2004 Portugal und Griechenland nach einem Vorrundenduell im Endspiel noch einmal trafen. Wird es wieder ein ausgeglichenes Spiel? Oder überraschen die Italiener nach den Deutschen auch den zweiten grossen Favoriten mit einer brillanten und vorentscheidenden ersten Halbzeit? Oder erstickt der spanische „Tiqui-taca“ das Feuer der von Euphorie beseelten Italiener?
Im Gruppenspiel war Spanien der grosse Favorit, weil sich die Wege der beiden Fussball-Nationen nach dem ausgeglichenen EM-Viertelfinal 2008 radikal getrennt hatten. Hier war Spanien, das zum Steigerungslauf zum EM- und WM-Titel ansetzte. Dort war Italien, das nach 2008 absackte und vor zwei Jahren an der WM ohne Sieg in der Vorrunde scheiterte. Nun ist alles anders. Nicht wenige sehen aufgrund der drei EM-Wochen die Italiener im Vorteil. Weil sie mit ihren Auftritten begeisterten, während die Spanier leicht gelangweilt durch das Tableau marschierten.
„Die Chancen stehen bei 50:50“, sagte Spaniens Mittelfeldspieler Cesc Fabregas. „Spanien ist Favorit, aber wird werden ihnen einen grossartigen Kampf liefern“, meinte Italiens Trainer Cesare Prandelli. Er wünscht sich, dass die Kopie das Original schlägt. Die Bewunderung für das spanische Team führte zur Kultur-Revolution in der „Squadra Azzurra“. Seit Prandelli im Amt ist, versucht auch Italien zu agieren statt zu reagieren. Dass die Kopie besser sein kann als das Original, bewies Italien vor einem Jahr, als es den Weltmeister in einem Test 2:1 schlug.