Hurrikan «Patricia» hat sich zum stärksten jemals registrierten Wirbelsturm der westlichen Hemisphäre entwickelt. Am Freitag nahm er weiter Kurs auf die mexikanische Pazifikküste. Diese sollte der Hurrikan der höchsten Kategorie 5 am Nachmittag (Ortszeit) erreichen.
Das Zentrum des massiven Wirbelsturms lag zuvor knapp 235 Kilometer südwestlich der Stadt Manzanillo, wie der mexikanische Wetterdienst mitteilte. «Patricia» erreicht in ihrem Innern Windgeschwindigkeiten von bis zu 325 Kilometern pro Stunde.
«Wir erwarten, dass »Patricia« auch an Land ein extrem gefährlicher Hurrikan der Kategorie 5 bleiben wird», teilte das US-Hurrikan-Zentrum in Miami, Florida, mit. Auf der sogenannten Saffir-Simpson-Skala für Hurrikane ist das die höchste Warnstufe.
Nach Angaben der mexikanischen Regierung ist der Sturm der heftigste der vergangenen 50 Jahre. Das US-Hurrikan-Zentrum bestätigte die Rekordaufzeichnung. Die Aufzeichnungen für den östlichen Pazifik gehen jedoch nur bis ins Jahr 1988 zurück. Erst dann sei die notwendige Satellitentechnik ausgereift genug gewesen, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa.
«Patricia», die sich derzeit mit einer Geschwindigkeit von 19 Stundenkilometern in nord-nordwestlicher Richtung bewegt, dürfte nach Schweizer Zeit am späten Freitagabend oder in der Nacht zu Samstag auf das Festland treffen.
Notstand ausgerufen
In den Küstenregionen befürchten Experten katastrophale Auswirkungen. Die mexikanische Regierung rief für die Bundesstaaten Colima, Jalisco und Nayarit an der Pazifikküste den Notstand aus. Zahlreiche Häfen an der Pazifikküste blieben für kleinere Boote geschlossen, der Hafen von Acapulco auch für grössere Schiffe.
Nach Angaben des nationalen Katastrophenschutzes leben 400’000 Menschen in den gefährdeten Gebieten. Über die Evakuierung von Ortschaften sollen die örtlichen Behörden entscheiden. Nach Behördenangaben stehen knapp 1800 Unterkünfte für 259’000 Menschen bereit.
In der betroffenen Region liegt auch der grosse Hafen von Manzanillo im Bundesstaat Colima sowie der Touristenort Puerto Vallarta im Bundesstaat Jalisco. Der Ort könnte nach Behördenangaben direkt getroffen werden, weshalb Touristen zu Umbuchungen aufgefordert wurden. Einige Airlines strichen ihre Flüge nach Puerto Vallarta.
In dem Badeort bereiteten sich die Hotels am Freitag auf die Ankunft des Sturms vor. «Wir haben genug Lebensmittel für die wenigen Gäste, die nicht abreisen wollen», sagte Mily Machuca vom Hotel Velas Vallarta der dpa. Im Konferenzzentrum des Hotels wurde eine Notunterkunft eingerichtet.
Auch die Bewohner und Geschäftsleute der Region trafen Vorsorge und verkleideten die Fenster ihrer Häuser mit Holzplatten. Tourismusminister Enrique de la Madrid forderte die Menschen auf, die Gefahrenzone zu verlassen.
Überflutungen und Erdrutsche
Der Wetterdienst warnte vor einem Anstieg des Wasserspiegels, der zu starken Überflutungen führen könnte. In mehreren Bundesstaaten wurde mit Niederschlägen von bis zu 500 Millimetern und bis zu acht Meter hohen Wellen gerechnet.
In Jalisco und Michoacán wurde als Vorsichtsmassnahme bereits Wasser an Staudämmen abgelassen, um Überschwemmungen zu vermeiden. Die Behörden warnten auch vor Erdrutschen.
Mexiko ist in der Hurrikansaison, die am 30. November endet, sowohl an der West- als auch an der Ostküste von schweren Tropenstürmen bedroht. 2013 trafen die Stürme «Ingrid» und «Manuel» beinahe zeitgleich auf beide Küsten. Bei dem seltenen Ereignis wurden 157 Menschen getötet.