Das öffentliche Kaufangebot der Investmentgruppe Renova des russischen Milliardärs Viktor Vekselberg an die Aktionäre von Sulzer entspricht den gesetzlichen Bestimmungen. Das hat die Übernahmekommission festgestellt, wie sie am Mittwoch mitteilte.
Renova mit ihrer Tochter Tiwel hatte vor kurzem ihren Anteil am Industriekonzern Sulzer auf über einen Drittel erhöht. Sie musste daher – wie rechtlich vorgeschrieben – allen anderen Sulzer-Aktionären ein Angebot zum Kauf von deren Aktien unterbreiten.
Renova bietet den börsenrechtlichen Mindestpreis von 99,20 Franken pro Sulzer-Aktie. Das ist so tief, dass kaum einer das Angebot annehmen dürfte. Der Grund dafür ist, dass Renova eigentlich gar nicht noch mehr Sulzer-Aktien kaufen will. Sie will Sulzer nicht übernehmen.
Die Anteilserhöhung ist vielmehr ein Befreiungsschlag. Sie ermöglicht es Sulzer, einen Aktienrückkauf durchzuführen, ohne dass Renova in Handlungsnot gerät. Renova ist bereits seit 2007 an Sulzer beteiligt, blieb aber bis Ende Juli stets unter der Schwelle von einem Drittel. Zuletzt hielt die Investmentgruppe rund 33,2 Prozent.
Hätte die Investmentgruppe am möglicherweise unlukrativen Aktienrückkauf nicht teilgenommen, wäre ihr Anteil ohne eigenes Zutun auf über einen Drittel gestiegen. Sie hätte dann zu einem wohl höheren Preis als heute ein Kaufangebot an alle Aktionäre unterbreiten müssen. Will die Gruppe aber künftig ihren Anteil an Sulzer erhöhen, so kann sie das nun ohne ein erneutes öffentliches Kaufangebot tun.
Chefwechsel bei Sulzer
Erst am Montag war es bei Sulzer zu einem überraschenden Wechsel in der Konzernleitung gekommen. Klaus Stahlmann gab nach mehr als dreieinhalb Jahren an der Spitze seinen Rücktritt als Sulzer-Chef bekannt. Zum Konzernchef ad interim ernannte der Verwaltungsrat den aktuellen Finanzchef Thomas Dittrich.
Er gehe davon aus, dass sich die Interessen von Stahlmann und des grössten Aktionärs Renova seit einiger Zeit voneinander weg bewegt hätten, urteilte ein Analyst am Dienstag. Die vom Verwaltungsrat gesetzten Mittelfristziele seien zu optimistisch, wenn nicht gar unrealistisch, angesichts des Ausblicks im Öl- und Gasmarkt.