Kurz vor dem «Schicksalsreferendum» in Italien hat Regierungschef Matteo Renzi seine Landsleute zu einer Zustimmung zu den geplanten Verfassungsänderungen gedrängt. Er forderte seine Anhänger auf, vor allem die noch unentschlossenen Wähler zu überzeugen.
«Unser ‚Ja‘ wird nicht nur Italien ändern, sondern auch Europa ändern und die ganze Welt ändern», sagte Renzi am Freitagabend vor tausenden Menschen in Florenz. Es war sein letzter Auftritt im Rahmen seiner Kampagne für das Referendum am Sonntag, von dessen Ausgang auch sein politisches Schicksal abhängt.
Die Italiener stimmen am Sonntag über Renzis Verfassungsreform ab, die das bisherige System zweier gleichberechtigter Parlamentskammern abschaffen und für mehr politische Stabilität sorgen soll. Die vom Parlament bereits gebilligte Reform gilt als wichtigste Verfassungsänderung in Italien seit 1945.
Ihr Hauptziel ist es, die Zuständigkeiten des Senats stark zu beschränken, um die Gesetzgebung zu beschleunigen und zu vereinfachen. Bisher waren Abgeordnetenhaus und Senat gleichberechtigt und blockierten sich oft gegenseitig. Seit 1946 gab es in Italien bereits 60 Regierungen.
Gegner leicht in Front
Umfragen, die gemäss italienischem Recht letztmalig zwei Wochen vor dem Referendum veröffentlicht werden durften, sagten einen Vorsprung der Reformgegner von mehreren Prozentpunkten voraus. Allerdings waren noch viele Bürger unentschieden. Genau diese will Renzi seinen Äusserungen zufolge nun über das Wochenende noch erreichen. «Wir müssen sie einen nach dem anderen aufsuchen», sagte der Regierungschef. «Alles entscheidet sich in den nächsten 48 Stunden.»
Sollten sich die Wähler am Sonntag gegen die von ihm gewünschte Reform aussprechen, dann wird sein Rücktritt erwartet.