Reporter ohne Grenzen konstatiert verstärkte Gewalt gegen Medien

Die Gewalt gegen Medienleute nimmt laut einem Bericht der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) weltweit zu. Seit Jahresbeginn seien 21 Journalisten und sechs Blogger getötet worden. Dies ergibt im Schnitt alle vier Tage einen Toten.

Protestierende mit einem Plakat einer in Ägypten getöteten Journalistin (Archiv) (Bild: sda)

Die Gewalt gegen Medienleute nimmt laut einem Bericht der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) weltweit zu. Seit Jahresbeginn seien 21 Journalisten und sechs Blogger getötet worden. Dies ergibt im Schnitt alle vier Tage einen Toten.

Im gleichen Zeitraum seien 161 Journalisten und 121 Online-Dissidenten inhaftiert worden, gab die Organisation am Donnerstag aus Anlass des Internationalen Tags der Pressefreiheit bekannt.

Die Zahl der Gegner der Pressefreiheit hat nach Einschätzung von ROG weltweit zugenommen. Die Liste der „Feinde der Pressefreiheit“ sei von 38 auf 41 gewachsen, unter anderem um die islamistische Gruppe Boko Haram in Nigeria und den Obersten Militärrat in Ägypten.

Mehr als ein Feind

Zwar seien einige der grössten Gegner unabhängiger Berichterstattung gestürzt worden, etwa die Herrscher in Libyen und Jemen. In immer mehr Ländern gebe es aber inzwischen mehr als einen „Feind der Pressefreiheit“, zum Beispiel in Russland oder im Iran.

In Russland seien es Ministerpräsident Wladimir Putin und sein tschetschenischer „Wachhund“ Ramsan Kadyrow, erklärte ROG. Im Iran sind es der oberste geistliche Führer Ali Chamenei und Präsident Mahmud Ahmadinedschad. In Pakistan bekämpften sowohl die radikalislamischen Taliban als auch der Geheimdienst die Pressefreiheit.

Die grössten Gegner der Informationsfreiheit, der syrische Präsident Baschar Assad und die islamistischen Milizen in Somalia, führten sich „wie Schlächter“ auf, erklärte ROG.

Die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton betonte den Stellenwert ungehinderter Berichterstattung. Sie appellierte an alle Staaten, Journalisten sichere Arbeitsbedingungen zu garantieren. Die Verbreitung unabhängiger Informationen sei für eine funktionierende Gesellschaft unverzichtbar – dies gelte auch und gerade im Internet.

Urteil in Tunesien

Am Tag der Pressefreiheit wurde in Tunesien der Chef des TV-Senders Nessma, Nabil Karoui, wegen der Ausstrahlung des Zeichentrickfilms „Persepolis“ zu einer Strafzahlung von 2400 Dinar (1415 Franken) verurteilt worden.

Ein Gericht in der Hauptstadt Tunis verurteilte am Donnerstag mit Nessma auch einen TV-Produzenten und einen Techniker, alle wegen „Verletzung der guten Sitten und Störung der öffentlichen Ordnung“. In dem mehrfach ausgezeichneten französisch-iranischen Film aus dem Jahr 2007 nach dem gleichnamigen Comic wird der muslimische Gott Allah als alter, bärtiger Mann dargestellt.

Die Ausstrahlung des Filmes im Oktober hatte gewaltsame Proteste hervorgerufen. Karoui war bei der Urteilsverkündung nicht anwesend. Die Verteidigung kündigte an, sie werde in die Berufung gehen.

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