Der Bündner Stromkonzern Repower leitet den Ausstieg aus dem umstrittenen Kohlekraftwerk-Projekt im deutschen Brunsbüttel ein. Der Konzern schrieb die Beteiligung in Norddeutschland ab und nahm eine Wertberichtigung von 7 Mio. Fr. in der Jahresrechnung 2011 vor.
Eine Realisierung des Projekts, an dem Repower mit 36 Prozent beteiligt ist, erscheine angesichts der energiepolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland „in absehbarer Zeit nicht realistisch“, teilte das Unternehmen, bei dem der Kanton Graubünden der grösste Aktionär ist, am Donnerstag mit.
Repower-Mediensprecher Werner Steinmann sagte der Nachrichtenagentur sda auf Anfrage, die weiteren Schritte würden nun mit der deutschen Partnerin, der Südweststrom, besprochen. Repower arbeitet eigenen Angaben zufolge an Alternativen für den deutschen Markt. Im Fokus steht ein geplantes Gas- und Dampfkraftwerk in Leverkusen.
Repower wäre nicht das erste Schweizer Stromunternehmen, das sich aus dem umstrittenen Steinkohlekraftwerk-Projekt in Norddeutschland verabschiedet. Die Westschweizer Stromkonzerne Groupe E und Romande Energie verzichteten vor rund zwei Jahren auf ihre Beteiligungen am Werk in der Nähe von Hamburg.
Politischer Druck
In Graubünden ist das Repower-Engagement in Norddeutschland seit Jahren in der Kritik der politischen Linken. Im November letzten Jahres wurde von 14 Organisationen und Parteien eine kantonale Volksinitiative eingereicht. Sie verlangt, dass Unternehmen mit Kantonsbeteiligung nicht in Kohlekraftwerke investieren dürfen.
Weiter auf Kohle setzt der Bündner Energiekonzern in Süditalien, wo er am geplanten Steinkohlekraftwerk Saline Joniche beteiligt ist. Bei diesem Projekt steht das Umweltverträglichkeitsverfahren laut Repower kurz vor dem Abschluss.
Im vergangenen Geschäftsjahr machte Repower einen Gewinn von 54 Mio. Fr., was gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 30 Prozent bedeutet. Der Konzern schreibt von einem „für die Branche schwierigen Jahr 2011“.