Fast 100 Stunden nach dem Einsturz eines achtstöckigen Gebäudes in Bangladesch haben Retter Medienberichten zufolge weitere Überlebende geborgen. Vier Menschen wurden demnach am Sonntag aus dem früheren vierten Stock des «Rana Plaza» geholt. Weitere Überlebende seien geortet worden, berichtete der «Daily Star» in seiner Onlineausgabe.
Die Bergungskräfte setzten bei ihrer Suche am Sonntag erstmals riesige Kräne ein, um die schweren Betonplatten anzuheben. «Es gibt an diesem Punkt keine andere Alternative mehr, als schweres Gerät zu verwenden», sagte Einsatzchef Syed Hassan Suhrawardy. Zugleich stieg die Zahl der Opfer weiter an.
Helfer zogen bis zum Sonntag 362 Leichen aus dem Trümmerberg in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka.
Das eingestürzte Gebäude hatte mehrere Textilfabriken und Läden beherbergt. Fast 2500 Menschen wurden seit Mittwoch lebend geborgen. Ministerpräsidentin Sheikh Hasina versprach bei einem Besuch im Spital am Sonntag, die Regierung werde die Kosten für die Behandlung der Verletzten übernehmen.
Tausende Textilarbeiter in dem Land demonstrierten unterdessen für bessere Arbeitsbedingungen und die Festnahme der Verantwortlichen für die Katastrophe. Rund 4000 Textilfabriken stellten deshalb ihre Produktion ein.
Die Demonstranten blockierten Strassen, zerstörten Autos und beschädigten einige Unternehmen im Industrieviertel der Hauptstadt. Die Polizei setzte in und um Dhaka Tränengas und Gummigeschosse ein, um die Ansammlungen aufzulösen. Mindestens 20 Arbeiter wurden dabei verletzt.
Bangladeschs Verband der Textilproduzenten und -exporteure forderte von den Verantwortlichen der Textilfirmen, die in dem eingestürzten Gebäude produzierten, sich den Behörden zu stellen. Bangladesch ist einer der grössten Kleidungsproduzenten der Welt. Die Industrie beschäftigt ihre Arbeiter dort zu Mini-Löhnen.