Rettung nach Höhlendrama zieht sich hin

Die Aktion zur Rettung des verletzten Höhlenforschers im Süden Deutschlands wird voraussichtlich noch mehrere Tage dauern. Dies teilte die schweizerische Höhlenrettung, die an dem Einsatz beteiligt ist, am Mittwoch mit.

Schweizer Rettungsexperten beim Höhleneingang (Archiv) (Bild: sda)

Die Aktion zur Rettung des verletzten Höhlenforschers im Süden Deutschlands wird voraussichtlich noch mehrere Tage dauern. Dies teilte die schweizerische Höhlenrettung, die an dem Einsatz beteiligt ist, am Mittwoch mit.

Der verunglückte 52-jährige Forscher harrt seit Sonntag in der tiefsten und längsten Höhle Deutschlands, der Riesending-Schachthöhle bei Berchtesgaden, aus. Er war mit zwei Begleitern in rund 1000 Metern Tiefe unterwegs, als es zu einem Steinschlag kam. Dabei wurde er von einem Brocken am Kopf getroffen und erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma.

Um die Unfallstelle zu erreichen, müssten die Retter 10 Stunden und mehr in das Innere der Höhle vorstossen und schwierige Hindernisse wie bis zu 200 Meter tiefe Schächte, Wasserfälle und mehrere sehr enge Gangstellen überwinden, heisst es in der Mitteilung von Speleo-Secours Schweiz, der schweizerischen Höhlenrettung.

Retter mussten Pause einlegen

Am Mittwoch kam es bei der Rettungsaktion zu Verzögerungen. Ein österreichischer Arzt, der mit drei Schweizer Höhlenrettern am Dienstag eingestiegen war, hatte in dem auf halber Strecke gelegenen Biwak drei eine Pause einlegen müssen.

«Die Höhle ist extrem schwierig. Deshalb ist es wichtig, an Biwaks Pausen zu machen», sagte ein Bergwachtsprecher. «Man darf sich nicht verausgaben, sonst steigt das Risiko, dass man sich selbst verletzt.»

Eine italienische Gruppe mit einem weiteren Arzt war später in die Höhle eingestiegen und schloss bei Biwak drei auf. Nun seien die zwei Teams mit beiden Ärzten gemeinsam unterwegs, sagte der Bergwachtsprecher.

Sobald beide oder einer der beiden Ärzte den Patienten erreicht hätten, könne die gezielte Therapie beginnen – und möglicherweise auch schnell mit der tatsächlichen Rettung begonnen werden, sagte der deutsche Neurochirurg Michael Petermeyer, der angereist ist, um die Einsatzleitung zu verstärken.

Man müsse aber abwägen zwischen einer zusätzlichen Gefährdung des Patienten und einem weiteren Abwarten in der Tiefe bei etwa vier Grad, wo es zudem keine intensivmedizinische Betreuung gebe. Der Zustand des Verletzten ist stabil. Der Höhlenforscher soll ansprechbar sein und mit Hilfe stehen können.

Noch nicht über den Berg

Der Verletzte habe die Schwelle der maximalen Gefährdung durch das Schädel-Hirn-Trauma überschritten, aber er sei noch nicht über den Berg, sagte Petermeyer. «Was jetzt mehr oder minder schicksalhaft und nicht vorhersehbar ist, sind Blutungen.»

Für den Aufstieg wäre es hilfreich, wenn der Verletzte mithelfen könnte – etwa an Engstellen. Der Höhlenretter und Einsatzleiter Nils Bräunig sagte allerdings am Mittwoch, er sei zuversichtlich, den Verletzten mit einer Trage auch an engen Stellen vorbei zu bringen.

Inzwischen haben andere Helfer die Route zum Unglücksort gesichert. Unter anderem wurden an schwierigen Stellen Metallstifte in die glitschigen Felswände gebohrt. Zusätzliche Seile sollen den Rettern den Weg erleichtern. Teils wurden Seile ausgetauscht, weil sie verschlissen waren.

Sehr aufmerksam beobachten die Helfer derzeit den Wetterbericht. Unter anderem soll es Wärmegewitter geben. Starker Regen kann auch in Höhlen die Schluchten und Canyons gefährlich mit Wasser anschwellen lassen.

Verletzter hatte Höhle mitentdeckt

Der Verletzte hatte die Höhle mitentdeckt und erforscht sie mit seinen Kollegen seit Jahren. Die Riesending-Höhle sei bereits bis in eine Tiefe von 1148 Metern erforscht und sei als eine sehr anspruchsvolle und nur für erfahrene Höhlenforscher geeignete Höhle bekannt, schreibt die schweizerische Höhlenrettung

Insgesamt würden etwa 20 Mitglieder des Speleo-Secours Schweiz im Einsatz sein. Die Schweizer Rettungskräfte nahmen ein Kommunikationssystem namens Cave-Link mit.

Dieses System ermöglicht es, SMS durch mehrere hundert Meter Fels zu senden. Entwickelt wurde es von jenen Höhlenforschern, die das Hölloch im Kanton Schwyz, eine der längsten Höhlen der Welt, erforschen.

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