Richterin schloss im Pistorius-Prozess vorsätzlichen Mord aus

Zwar wird das Urteil im Prozess gegen den südafrikanischen Behindertensportler Oscar Pistorius erst am Freitag gefällt. Die Richterin schliesst jedoch einen vorsätzlichen Mord aus.

Oscar Pistorius kann die Tränen nicht zurückhalten (Bild: SI)

Zwar wird das Urteil im Prozess gegen den südafrikanischen Behindertensportler Oscar Pistorius erst am Freitag gefällt. Die Richterin schliesst jedoch einen vorsätzlichen Mord aus.

Die Staatsanwaltschaft habe nicht genügend Beweise für einen Mord präsentiert, sagte Richterin Thokozile Masipa. Ausserdem habe Pistorius nicht vorhersehen können, dass er eine Person durch die geschlossenen Tür töten würde. Bei einer Verurteilung wegen Mordes an seiner Freundin Reeva Steenkamp hätte Pistorius eine 25-jährige Gefängnisstrafe gedroht.

Gleichzeitig warf die Richterin Pistorius aber vor, mit seinen tödlichen Schüssen einen «bewussten Entscheid getroffen zu haben». Der Angeklagte könnte nicht schuldig wegen Mordes gesprochen werden, das schliesse aber fahrlässige Tötung nicht aus, betonte die Richterin, die am Nachmittag den Prozess auf Freitag vertagte.

Nach Auffassung von Masipa gibt es keinen Grund, an der Aussage des Angeklagten zu zweifeln. Gleichwohl stehe fest, dass er gegen das Gesetz verstossen habe, als er auf die Badezimmertür geschossen habe, hinter der sich in der Tatnacht seine Freundin aufhielt. Einen Teil der Zeugenaussagen bewertete die Richterin als unglaubwürdig. Die Nachbarn, die Schüsse und Schreie in der Tatnacht gehört haben wollen, könnten sich aus vielerlei Gründen getäuscht haben, sagte Masipa.

Die Anklage hatte Pistorius vorgeworfen, seine Freundin Reeva Steenkamp vorsätzlich ermordet zu haben, als er im Februar 2013 durch die geschlossene Badezimmertür schoss. Der einstige Paralympics-Star hat die Schüsse zwar nie bestritten. Er argumentiert aber, im Badezimmer einen Fremden vermutet und aus Panik vor dem vermeintlichen Einbrecher gehandelt zu haben.

Pistorius war im schwarzen Anzug erschienen. Er zeigte sich während der Urteilsverkündung zunächst gefasst. Im Laufe der ersten etwa eineinhalb Stunden bis zur ersten längeren Unterbrechung sah er zunehmend mitgenommen aus und kämpfte mit den Tränen. Vor der Mittagspause sass er schliesslich schluchzend auf der Anklagebank.

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