Der heutige Skiathlon in Oberstdorf ist die längste Etappe der diesjährigen Tour de Ski. Für Dario Cologna und Nathalie von Siebenthal die beste Gelegenheit, Zeit gutzumachen.
Vor dem Start der 11. Tour de Ski im Val Müstair hatte sich Dario Cologna partout nicht auf ein konkretes Ziel festlegen wollen. Nach dem gelungenen Auftakt mit einem 13. (Sprint) und einem 5. Rang (10 km klassisch) tönte es bereits deutlich konkreter. «Mit einem guten Rennen im Skiathlon könnte ich meinen Abstand zur Spitze verkürzen», blickte der dreifache Toursieger voraus.
Als Gesamt-6. liegt Cologna 1:10 Minuten hinter dem Dominatoren des Startwochenendes, Sergej Ustjugow, und 51 Sekunden hinter dem Titelverteidiger Martin Johnsrud Sundby. Der Russe und der Norweger hinterliessen einen bestechenden Eindruck und führen das Klassement deutlich an. Dennoch sprach Cologna nicht davon, den Rückstand auf Platz 3 (aktuell knapp 11 Sekunden auf den Kanadier Alex Harvey) verkleinern zu wollen, sondern von der Spitze.
Der Skiathlon (10 km klassisch und 10 km Skating mit Massenstart) ist die längste Etappe der diesjährigen Tour, der der Klassiker von Toblach nach Cortina fehlt. «Hier kann man die grösste Differenz herausholen», weiss Cologna. Der 30-jährige Bündner ist in dieser Disziplin Weltmeister 2013 und Olympiasieger 2014 (jeweils über 30 km).
Am Neujahrstag bewies er, dass er auch im klassischen Stil wieder mit den Besten mithalten kann. Selbst hatte er daran aber sowieso keine Zweifel. «Ich bin immerhin Olympiasieger», erinnerte er die Journalisten. 2014 in Sotschi hatte er nebst dem Skiathlon auch über 15 km klassisch Gold geholt.
Für Cologna ist aber auch klar: «Wenn ich im Skiathlon weiter Zeit verliere, wird es schwierig.» Auch Sundby betonte den wegweisenden Charakter des Skiathlons. «Die Tour entscheidet sich nicht beim Start, auch wenn man die Bonussekunden natürlich gerne nimmt.» Er erwartet aber auch in Oberstdorf noch nicht die grosse Zäsur. «Die Entscheidung wird in Italien fallen», glaubt der Dominator der letztjährigen Tour, als er vier Etappen gewonnen und einen Rekordvorsprung von 3:15 Minuten herausgelaufen hat. In Toblach und im Val di Fiemme finden die letzten drei Etappen mit dem Schlussaufstieg auf die Alpe Cermis als Höhepunkt statt.
Für Ustjugow, der eher ein Spezialist für kurze Prüfungen ist, wird der Skiathlon zur Nagelprobe. Der wortkarge Russe, der kein Englisch spricht, liess ausrichten, er kämpfe auch für seine Teamkollegen, die wegen des Dopingverdachts suspendiert und nicht zur Tour zugelassen wurden. Und Cologna dürfte am Dienstagabend wissen, ob er die Spitze ins Visier nehmen kann oder ob er sich auf das Erreichen seines ersten Podestplatzes an der Tour seit 2013 (2. hinter dem derzeit suspendierten Alexander Legkow) konzentrieren muss.
Für Von Siebenthal beginnt die Tour jetzt
(Noch) nicht so hohe Ambitionen kann Nathalie von Siebenthal hegen. Die 23-jährige Berner Oberländerin darf mit den ersten zwei Etappen zufrieden sein, auch wenn sie am Sonntag über 5 km klassisch etwas eingeklemmt worden ist und mehr möglich gewesen wäre als der 17. Rang. Diesen belegt sie auch in der Gesamtwertung und ist damit bereits nahe an ihrem Minimalziel, der Verbesserung des 15. Rangs vom Vorjahr. Diesen dürfte sie bereits beim Start zum Skiathlon über 10 km in Oberstdorf übertreffen, da die meisten Sprintspezialistinnen die Tour nicht fortsetzen.
Dazu gehören die Schweizerinnen Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff, die am Neujahrstag mit den Plätzen 4 und 10 brilliert haben. Letztmals hatte vor fast 20 Jahren eine Schweizer Langläuferin im Weltcup in einem Distanzrennen einen Top-5-Platz erreicht. 1997 war Brigitte Albrecht im japanischen Hakuba über 10 km Skating ebenfalls Vierte geworden.
Von Siebenthal freut sich derweil auf die kommenden Tage. «Für mich fängt die Tour in Oberstdorf erst richtig an», sagte die zierliche, aber ausdauernde Läuferin am Sonntagabend. «Die harten Distanzrennen kommen, und ich bin zuversichtlich.»