Triathlon-Routinier Sven Riederer will sich heute bei seiner vierten Olympia-Teilnahme mit einem Topresultat von der Kurzdistanz verabschieden. Für Andrea Salvisberg wäre ein Diplom «das Maximum».
In zwei von bislang drei Olympia-Triathlons konnte Riederer sein eindrucksvolles Potenzial abrufen: 2004 holte er bei seinem Olympia-Debüt in Athen Bronze, vor vier Jahren in London gewann er als Achter ein Diplom. Einzig in Peking (23.) lief es ihm nicht wie gewünscht. Doch für den letztjährigen EM-Zweiten ist klar: «Ein Event wie Olympia gibt mir nochmals einen ‚Extrakick‘. Das ist nicht einfach irgendein Weltcup oder ein Rennen der WM-Serie.»
Er sei überrascht, wie gut er sich als 35-Jähriger in der bewusst nicht zu lang gehaltenen Olympia-Vorbereitung wieder in Schuss gebracht habe. Nach einer glanzlosen ersten Saisonhälfte ohne Topresultat in der WM-Serie oder an den EM steigerte er sich in den letzten Wochen mit Olympia im Fokus «enorm». Mit dem Sieg in der Bundesliga-Gesamtwertung in Deutschland erhielt er seinen Formanstieg bestätigt. «Zu sagen, dass ich deshalb ein Olympia-Medaillenkandidat bin, wäre übertrieben. Aber im erweiterten Favoritenkreis sehe ich mich schon.»
Der Radparcours über acht Runden mit jeweils einem happigen Anstieg mit 22 Steigungsprozenten und einer anspruchsvollen Abfahrt bezeichnet Riederer als «hart und fair». Der Zürcher Unterländer geht davon aus, dass bereits im Schwimmen eine gnadenlose Pace angeschlagen wird.
Salvisberg: Vorbereitung mit den Brownlees
Und im Wasser will vor allem Andrea Salvisberg ganz vorne mithalten. Er schaffte es auf internationalem Top-Level schon oft, die erste Boje in den Top 3 zu erreichen. Um danach bis zum Ausstieg in der Spitzengruppe zu verbleiben.
Der 27-jährige Berner, der in diesem Jahr mit EM-Bronze sein bisheriges Karriere-Bestresultat erzielte, bereitete sich unter anderem in einem zweiwöchigen Trainingslager in St. Moritz mit den Topfavoriten Alistair und Jonathan Brownlee auf die Spiele vor. Die Gebrüder aus Leeds, vor vier Jahren bei Olympia in London Gold- und Bronze-Gewinner, dürften auch in Rio de Janeiro für ein Ausscheidungsrennen sorgen.
«Ich habe in St. Moritz vor allem im Schwimmen und Radfahren mit ihnen trainiert», so Salvisberg. Die beiden hätten Umfänge von bis zu 40 Stunden pro Woche bewältigt. «Bei mir war bei rund 30 das Maximum erreicht. Mehr wird mein Körper erst in der Zukunft verkraften», sagt der Berner.
Salvisberg steigerte sich in diesem Jahr vor allem im Laufen. «Seit Januar arbeite ich im Laufen mit Louis Heyer (Cheftrainer Laufen Swiss Athletics – Red.) zusammen. Dies ermöglichte mir einen Sprung nach vorne.»
Andrea Salvisberg stammt aus einer Triathlon-Familie. Sein Bruder Florin war vor drei Jahren U23-Europameister und kämpft sich derzeit nach längerer Krankheit wieder zurück. Dessen Zwillingsbruder Fabian ist als Masseur beim Triathlon-Nationalteam angestellt. Keinen grossen Bezug mehr zum Dreikampf hat der heutige Banker Lukas Salvisberg, der in jungen Jahren auf Nachwuchsstufe ebenfalls internationale Top-Resultate realisierte. Mutter Renata Salvisberg brachte es schliesslich einst als Altersklassen-Athletin bis zur Ironman-WM-Teilnehmerin auf Hawaii.
Andrea Salvisberg wird auch nach Rio de Janeiro seine Kurzdistanz-Karriere fortsetzen. Demgegenüber wird Riederer zunächst auf die Mitteldistanz wechseln, wo bereits im Herbst erste Renn-Teilnahmen geplant sind. Später wird er den Schritt ins Ironman-Lager vollziehen, «der normale Verlauf eines Triathleten halt», so Riederer.