Im Ukraine-Konflikt soll ein Treffen der Kontaktgruppe den Weg zu einer Waffenruhe ebnen. Doch ungeachtet internationaler Friedensbemühungen hat Russland mit einem Grossmanöver in unmittelbarer Nähe der Krisenregion begonnen.
Im Schwarzen Meer seien etwa 20 Kriegsschiffe sowie Jagdbomber und Kampfhelikopter im Einsatz, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag mit. Nach dem umstrittenen Anschluss der Schwarzmeer-Halbinsel Krim an Russland dürfte die Übung für neue Spannungen sorgen.
So liegen etwa die ukrainischen Hafenstädte Odessa und Mariupol, in denen es in dem Konflikt blutige Zusammenstösse gab, in der Nähe.
Im Ringen um Frieden in der Ostukraine soll ein Krisentreffen den Weg für eine Waffenruhe frei machen. Der ukrainische Staatschef Petro Poroschenko forderte alle Konfliktparteien auf, an diesem Samstag bei Verhandlungen einen Ausweg zu suchen, wie das Präsidialamt in Kiew mitteilte.
Separatisten grundsätzlich einverstanden
Die moskautreuen Separatisten stimmten einem Treffen der sogenannten Kontaktgruppe aus Russen, Ukrainern und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) grundsätzlich zu. Sie schlugen als Ort die weissrussische Hauptstadt Minsk vor. Offiziell bestätigt war das Treffen bis zum frühen Abend aber nicht.
Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande dringen in dem Konflikt auf neue Verhandlungen. Nach Angaben der deutschen Regierung appellierten beide erneut an Russland, seinen Einfluss auf die Aufständischen geltend zu machen.
Russland hatte sich in Vierergesprächen mit der Ukraine, Deutschland und Frankreich zuletzt für Friedensverhandlungen ausgesprochen. Die Seiten hatten am Dienstag in Berlin einen neuen Versuch vereinbart, eine Waffenruhe auszuhandeln. Dazu soll bis spätestens diesen Samstag die Kontaktgruppe zusammenkommen.
Armee bombardiert weiter
Parallel zum Ringen um eine Waffenruhe kamen bei Gefechten erneut zahlreiche Menschen ums Leben. Der nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine teilte mit, in den umkämpften Gebieten im Osten des Landes hätten die Regierungstruppen inzwischen die Kontrolle über 23 von 36 Teilgebieten zurückerlangt.
Durch Luftangriffe und Artillerie wurden sechs Stellungen prorussischer Separatisten zerstört und der Ort Nikolajewka vollständig von Truppen eingeschlossen. Dabei seien mindestens 150 Aufständische getötet worden, teilte ein Sprecher des «Anti-Terror-Einsatzes» am Freitag in Kiew mit.
In der Nacht zum Freitag wurden nach offiziellen Angaben neun ukrainische Soldaten im Granatfeuer getötet. Seit dem Beginn des Aufstands prorussischer Separatisten im Februar wurden mehr als 460 Tote gezählt.