Eigentlich will man diesem Film nicht einmal die Ehre antun ihn zu zerreissen. Aber weil der erste Teil bei vorwiegend männlichen Amis 500 Millionen Dollar aus der Tasche geluchst hat, will ich wenigstens jene davor gewarnt haben, die ihr Geld gern in gute Filme tragen.
Wer schon lange mal ein Blutbad nehmen wollte: Bittesehr.
Die Demokratie ist in Gefahr. Die Griechen brauchen erste Hilfe. 37 Mal spritzt Blut beim Handabhacken nach rechts. 41 Mal sprudelt Blut beim Halsaufschlitzen nach links. 5 Mal trifft eine Blutfontäne aus einer Halsschlagader die Kameralinse unmittelbar vor uns. Ca 3897 mal wird ein Schwert in einen spritzenden Körper gerammt.
Einmal stellt sich ein Pferd mit seinem Huf auf einen Menschenkopf, der in Blutwürste zerspringt. Nur beim Tod der Heldin, die mit dem letalen Schwert im Bauch stirbt, fliesst das Blut etwas schwächlich zwischen die Beine. Ansonsten folgt ein Blutsturz dem anderen.
Bildung mal anders
«Rise of an Empire» tut viel für die Blutbildung. Und dennoch: Studenten der Hämatologie können hier nicht viel lernen. Sie sehen höchstens, wie rote Blutkörperchen in Zeitlupe zerfallen. Krankenpfleger können zweite Hilfe üben, an abgehackten Händen, oder Druckverbände an offenen Halsschlagadern. Die Chirurgie-Studentin kann in Zeitlupe verfolgen, wohin die Blutfontänen so spritzen, wenn sie mit dem Messer mal abrutschen sollte. Ballistik-Experten können verfolgen wie alles so hübsch in 3D in den Zuschauerraum schwappt.
Weiterbildung wird «Rise of an Empire» auch für Mitarbeiter von Gross-Schlachthöfen geboten. Schächtung am lebenden Krieger wird gleich mehrfach vorgeführt. Auch Studenten der Militärstrategie erhalten ausführliche Vorlesungen: in historischer US-Fantasy. Demokratie verteidigen heisst: Völker killen, die noch keine solche haben.
Blutsturz in den Zuschauerraum
Historiker können sich die Vorlesungen zur ‚Niederlage des persischen Grosskönigs Xerxes‘ sparen. Sie werden allerdings über den Titel verblüfft sein. «Rise of an Empire» (zu deutsch «Aufstieg eines Kaiserreichs» – zeigt aber den Sieg der Demokratie. Ist die Demokratie neuerdings ein Kaiserreich?) bietet Stoff für das Übersetzungs-Seminar der Anglisten. Für die Kunststudentinnen bleibt nichts. Wer an einem Colloquiumg über Blutbilder von Altamira bis Nitsch teilnehmen will, sollte sich lieber bei den Linguisten einschreiben: «Komik oder Comic im Blutbuch von Frank Miller».
Schiffe aus Blutbuchenholz
Wer nach all der Warnung sich dennoch selber ein Blutbild machen will, sollte sich als Zerstreuung eine kleine Aufgabe mit ins Kino nehmen: Zum Beispiel abgehackte Köpfe zählen, Blutfontänenhöhen schätzen etc. Oder besser gleich an den Rhein sitzen und unter einer Blutbuche auf den Comic von Frank Miller warten. Der Film brüstet sich nämlich, er sei nach Frank Millers Comic entstanden. Das Buch ist aber noch gar nicht erschienen. Macht auch nichts. Wer diesen Film anschaut, weiss möglicherweise ohnehin danach nicht mehr, was ein Buch ist.
Wer Blut spenden will, kann sich an der Kasse der Pathé-Kinos einen Ausweis abholen.