Robert Lewandowski ist jetzt der Tornado

Fünf Tore in zehn Minuten. Robert Lewandowskis Auftritt im Match gegen Wolfsburg ist etwas für die Geschichtsbücher. Kein Wunder, erntet der Pole Komplimente von links und rechts.

Robert Lewandowski - in den feiernden Bayern nicht mehr zu erkennen (Bild: SI)

Fünf Tore in zehn Minuten. Robert Lewandowskis Auftritt im Match gegen Wolfsburg ist etwas für die Geschichtsbücher. Kein Wunder, erntet der Pole Komplimente von links und rechts.

Am Tag nach dem unglaublichen Tor-Zauber ging Robert Lewandowski auf Autogrammjagd. Nachdem er seine unglaubliche Galavorstellung in München mit andauerndem Grinsen und mit dem Ball unter dem Arm beendet hatte, wollte der Fünffach-Torschütze das Erinnerungsstück am Mittwoch mit weiteren Schriftzügen seiner Bayern-Kollegen verzieren lassen.

«Das ist eine grosse Geschichte in meinem Leben und auch für Bayern», schwärmte der polnische Internationale nach dem 5:1 gegen den Wolfsburg, als er von der 51. bis zur 60. Minuten vom 0:1 zum 5:1 getroffen hatte. Nie war ein Spieler bei einem Hattrick, bei vie Toren oder bei fünf Toren in mehr als einem halben Jahrhundert deutscher Bundesliga so schnell. Und das mit nur zehn Ballkontakten in neun Minuten. «Lewy hat Geschichte geschrieben», brachte es Goalie Manuel Neuer auf den Punkt.

51, 52, 55, 57, 60 lauteten die Minuten, in denen er traf und die die Stationen eines selbst für den langjährigen Lionel-Messi-Trainer Pep Guardiola unbeschreiblichen Festakts darstellten. «Ich verstehe das nicht. Ich habe noch nie so eine Situation erlebt, weder als Trainer noch als Spieler. Fünf Tore in zehn Minuten», sagte der perplexe Bayern-Coach, der nach dem fünften Treffer seines «Tornados» fassungslos die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Ja, est mit der Einwechslung von Lewandowski kamen die Münchner richtig in Fahrt.

«Das wird es wahrscheinlich so schnell nicht mehr geben», staunte Bayerns zweiter Goalgetter Thomas Müller. «Aber das ist Fussball, und deswegen lieben wir das Spiel.»

Für Wolfsburg war das Spiel brutal. Denn der VW-Klub, der in den irrwitzigen Tor-Minuten abstürzte wie die Konzern-Aktie dieser Tage an der Börse, war bis zur Einwechslung von Lewandowski auf einem vielversprechenden Weg. Daniel Caligiuri hatte den Cupsieger in der 26. Minute in Führung gebracht. Nach einem Ausflug Neuers bis zur Mittellinie erzielten die Gäste mit einem 56-Meter-Schuss sogar fast das 2:0.

«Was soll ich sagen? Ein Weltklasse-Stürmer hat fünfmal aufs Tor geschossen und hätte siebenmal treffen können. Aber das darf natürlich nicht passieren, bei aller Qualität», haderte Wolfsburgs Coach Dieter Hecking. «Zu seinem Können und seinem Lauf haben wir auch gütig mitgeholfen», sagte wiederum Wolfsburgs Manager Klaus Allofs.

Mit fünf Toren in 22 Minuten war Dieter Hoeness (aus dem Februar 1984) bisher der Rekordhalter, bis ihn Lewandowski am Dienstagabend ablöste. «Ich spiele auch schon ein paar Jahre Fussball und habe davor viel Fussball angeschaut. So was habe ich noch nie gesehen», wunderte sich Bayerns Captain Philipp Lahm.

Bei Lewandowski ging alles sehr flott, und es wäre sogar noch mehr möglich gewesen. «Man muss kritisch bleiben. Er hat dann einfach nachgelassen, hatte noch zwei Riesenchancen. Dass er heute nicht mit sieben Toren heimgeht, ist wirklich enttäuschend», lautete der ironische Kommentar von Lahm. Den möglichen sechsten Treffer von Lewandowski nach 69 Minuten nach einer Flanke von David Alaba verhinderte in erster Linie der Schweizer Nationalverteidiger Ricardo Rodriguez mit einer akrobatischen Fussabwehr auf der Linie (69.).

Der Ex-Dortmunder Lewandowski, der im April 2013 beim 4:1-Triumph der Borussia im Champions-League-Halbfinal gegen Spaniens Rekordmeister Real Madrid schon einmal für ein historisches Tor-Spektakel gesorgt hatte, unterstrich eindrucksvoll seine Weltklasse. In 167 Bundesliga-Spielen hat er nun 99 Tore bejubelt. «Wenn es im Fussball läuft, musst du versuchen, weiter Tore zu schiessen», erklärte der 27-Jährige.

Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wähnte sich in den besten Tagen. «Er war genau wie früher Gerd Müller immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat jede Chance verwandelt.» 14 Spieler erzielten in der Bundesliga fünf oder mehr Tore. Dem «Bomber» Müller gelang dieses Kunststück sogar viermal. Rekordhalter ist seit 1977 Dieter Müller (Köln) mit sechs Toren in einer Partie (7:2-Heimsieg über Werder Bremen).

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