Der Basler Pharmakonzern Roche ist im vergangenen Jahr dank den guten Verkäufen von Krebsmedikamenten weiter gewachsen. Allerdings führten Wertminderungen sowie die Refinanzierung von Schulden zu einem Gewinneinbruch.
Roche musste 2014 einen Rückgang von 16 Prozent hinnehmen und verdiente noch 9,54 Mrd. Franken. Zum Gewinneinbruch schrieb Roche am Mittwoch, das Unternehmen habe im vergangenen Jahr einen Teil seiner langfristigen Verbindlichkeiten refinanziert um so vom aktuell tiefen Zinsniveau zu profitieren.
Nach Steuern ergab sich aus diesen Refinanzierungsgeschäften ein einmaliger Verlust von 279 Mio. Franken. Die Refinanzierung werde auf lange Sicht aber «erhebliche Zinseinsparungen» einbringen, hiess es.
Weiter fielen 1,1 Mrd. Franken an Wertminderungen von immateriellen Vermögenswerten zu Buche. Zurückzuführen war dies insbesondere auf den Bereich Tissue Diagnostics, wo sich die Neubewertung eines Produkts in der späten Entwicklung sowie niedrigere Rückerstattungen für Labortests in den USA negativ auswirkten.
Der Verwaltungsrat von Roche beantragt trotz des Gewinnrückgangs eine Dividendenerhöhung von 3 Prozent oder 8 Franken pro Aktie.
Gutes Wachstum
Die Umsätze legten um 1 Prozent auf 47,5 Mrd. Fr. zu. Dabei machte sich der erstarkte Franken bemerkbar. Zu konstante Wechselkursen hätte das Wachstum 5 Prozent betragen.
In der Schweiz fallen gemäss Roche-Chef Severin Schwan 18 Prozent der betrieblichen Kosten an. Besondere Massnahmen seien keine geplant, hiess es mit Blick auf die Wechselkursverschiebungen. «Wir steigern die Produktivität in der Schweiz weiter und investieren hier weiter», sagte Schwan an einer Telefonkonferenz gegenüber der Wirtschaftsnachrichtenagentur awp.
Die grösste Division Pharma wuchs um 4 Prozent, die kleinere Division Diagnostics konnte um 6 Prozent zulegen. Innerhalb der Sparte Pharma erzielte das Brustkrebsmedikament Perjeta mit einem Plus von 189 Prozent das grösste Umsatzplus. Für starke Zuwächse sorgte auch das Grippemittel Tamiflu (+54 Prozent).
Starke Krebsmedikamente
Die grössten Umsätze erzielt Roche aber nach wie vor mit den Krebsmedikamenten Rituximab (6,9 Mrd.) und Avastin (6,4 Mrd.) Das Management sieht unverändert grosses Potenzial in der Krebstherapie auf der Basis des körpereigenen Immunsystems. Entsprechend wird auch in diesen Forschungs- und Entwicklungsbereich viel investiert.
«Wir haben derzeit sieben neue Produktkandidaten in der Krebs-Immuno-Therapie, die für fünf Arten von Krebserkrankungen entwickelt werden», sagte Schwan. «Insgesamt laufen 30 Projekte in der Krebs-Immuno-Therapie.»
Rückschläge bei Alzheimer und ZNS
In den Therapiebereichen Zentralnervensystem (ZNS) und Alzheimer musste der Konzern vergangenes Jahr indessen zwei Rückschläge hinnehmen. So versagte bekanntlich Bitopertin bei Schizophrenie und Gantenerumab bei Alzheimer.
Die Forschung zur Behandlung von ZNS-Krankheiten sei ein risikoreiches Gebiet, sagte Schwan. Dennoch halte man an der Forschung fest. Derzeit seien im Bereich ZNS 14 neue Produkte in der Pipeline.
Vorsichtiger Ausblick
Im laufenden Jahr 2015 rechnet das Roche-Management zu konstanten Wechselkursen erneut mit einem Umsatzplus im tiefen bis mittleren einstelligen Bereich. Zudem werde ein Wachstum des Kerngewinns je Titel – ebenfalls zu konstanten Wechselkursen – angestrebt, das über dem Verkaufswachstum liegt, hiess es weiter. Roche will darüber hinaus auch für das Jahr 2015 die Dividende in Schweizer Franken erneut erhöhen.
Gemischte Börsenreaktionen
Roche hat mit den Zahlen die Erwartungen des Marktes beim Umsatz zwar übertroffen, bei den Gewinnzahlen aber nicht erfüllt. Kurz nach Handelsstart am Dienstag verlor der Genussschein knapp 1,5 Prozent
Händler stossen sich auch an der geringer als erwarteten Anhebung der Dividende. Alles in allem sei mit einer negativen Marktreaktion und rückläufigen Kursnotierungen zu rechnen. Aufgrund der zu beobachtenden Jagd nach dividendenstarken Titeln werde der Kurs der Roche-Aktie allerdings nicht ins Bodenlose fallen und auf tieferem Kursniveau bestimmt auf Nachfrage stossen.