Der Basler Pharmariese Roche muss um die Früchte jahrelanger Forschungsarbeit an einem Krebsmittel fürchten. Es sollte einmal für Milliardenumsätze sorgen. Es ist der zweite Flopp im laufenden Jahr.
Ein unabhängiges Prüfgremium empfahl, eine spätklinische Phase-III-Studie mit dem neuen Lungenkrebsmittel Onartuzumab zu stoppen, wie der Konzern am Montag mitteilte. Die Experten kamen zum Schluss, dass eine Kombination aus diesem Wirkstoff und dem Roche-Medikament Tarceva das Leben von Patienten mit einer speziellen Form von Lungenkrebs nicht merklich verlängere.
Bereits vor sechs Wochen hatte Roche mitgeteilt, dass das Schizophrenie-Medikament Bitopertin in zwei klinischen Studien die Symptome der Erkrankung nicht deutlich verbessere.
Nach dem Rückschlag mit Onartuzumab bei Lungenkrebs stellt Roche das gesamte klinische Programm mit Onartuzumab auf den Prüfstand. Der Wirkstoff soll auch gegen andere Krebsarten eingesetzt werden, etwa gegen Magen- und Darmkrebs.
Analysten hatten dem neuen Lungenkrebs-Medikament Blockbuster-Potenzial attestiert, also eine Milliarde Franken Umsatz oder mehr pro Jahr. Der Studienabbruch komme für viele überraschend, weil Onartuzumab in mehreren vorangegangenen Studien positive Ergebnisse gezeigt habe, erklärten die Analysten der Zürcher Kantonalbank.
Roche hatte in der nun gestoppten METLung-Studie geprüft, ob eine Behandlung von Onartuzumab plus Tarceva das Leben von Patienten mit vorbehandeltem MET-positivem, fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) verlängert – im Vergleich zu einer Therapie mit Tarceva alleine. Onartuzumab sollte das auf der Zelloberfläche sitzende Protein MET blockieren, das mit der Tumorentwicklung und Metastasierung in Zusammenhang gebracht wird.
Deutlicher Wertverlust an Börse
Die Anleger an der Börse reagierten mit Verkäufen. Die Roche-Genussscheine verloren bis zum frühen Nachmittag 2,8 Prozent an Wert – deutlich mehr als andere Unternehmen der Branche. Auch der Leitindex SMI hielt sich mit einem Minus von 1,7 Prozent besser.
Händler führten den Kurseinbruch auch auf Gewinnmitnahmen zurück: Die Roche-Titel gehörten im Vorjahr mit einem Kursplus von 35 Prozent zu den SMI-Titeln mit der besten Performance.