Meist sind es Wirtschaftsvertreter, Gewerkschafter oder Lobbyisten, denen Parlamentarier dauerhaften Zutritt zum Bundeshaus verschaffen. Neuerdings ist auch ein Rocker dabei: Krokus-Gründer Chris von Rohr hat von SVP-Nationalrat Christoph Blocher einen Badge erhalten.
Dies geht aus der Liste der Zutrittsberechtigten hervor, die am Donnerstag aktualisiert wurde und auf der Parlamentswebsite einsehbar ist. Dass der 60-jährige Rocker, Musikproduzent und Autor von Rohr neuerdings als Blochers Gast aufgeführt ist, machte umgehend auf dem Kurznachrichtendienst Twitter die Runde.
Jede Parlamentarierin und jeder Parlamentarier darf laut Gesetz zwei Personen den Zutritt zum Bundeshaus ermöglichen.
Bislang hatte SVP-Stratege Blocher neben seiner Ehefrau seinem Informationschef Livio Zanolari einen Badge ausgehändigt. Allerdings steht Zanolari seit diesem Sommer nicht mehr in Blochers Diensten; er wechselt in die Privatwirtschaft.
Chris von Rohr will nun sporadisch als Kolumnist und Bürger dieses Landes im Bundeshaus auftauchen, wie er auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda mitteilte. Er wolle sich selbst vor Ort ein Bild machen, wie dieser Betrieb funktioniere und wie gearbeitet werde.
„Kritisieren alleine reicht mir nicht“, so von Rohr, „man muss Menschen treffen, ihnen zuhören und beobachten was dabei herauskommt“. Den Badge habe er von Blocher auf Anfrage und ohne Auflagen erhalten – „ich bin parteiloser Rock’n’Roller, und das wird auch so bleiben“.
Christoph Blocher war am Samstagmittag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Von Rohr warb für Schengen
Die Wege von Politiker Blocher und Rocker von Rohr kreuzen sich regelmässig. Er treffe Blocher zweimal im Jahr, sagte von Rohr letztes Jahr in der Zeitung „Sonntag“. Dieser sei ein „extrem witziger, spannender Gesprächspartner“, der ihn nie habe einspannen wollen. „Ich mag Leute mit Ecken und Kanten.“
Auch Blocher lobte den Musiker öffentlich. In einer Jubiläumsbeilage der „Schweizer Illustrierten“ sagte er: Von Rohrs Slogan „Meh Dräck“ stehe für „ungeschminkten, ehrlichen Klartext“. Von Rohr gelte zu Recht als erfolgreichster Rockmusiker und Produzent der Schweiz.
Einzelne SVP-Exponenten brachten den Musiker als möglichen SVP-Kandidaten für die Nationalratswahlen 2011 ins Spiel. Davon wollte von Rohr jedoch nichts wissen. 2005 hatte er sich gar öffentlich gegen die SVP gestellt: Auf Plakaten mit dem Slogan „Weniger Dräck, aber es subers JA!“ warb er für das Schengen/Dublin-Abkommen.
Die aktuelle Liste der Zutrittsberechtigten im Bundeshaus gilt bis Ende November 2015 und wird monatlich aktualisiert. Aufgeführt sind beispielsweise Vertreter und Lobbyisten von Gewerbeverband, Gewerkschaften, NGOs, Hauseigentümer- und Mieterverband, Holz-, Gas- und Pharmaindustrie sowie von Banken und Versicherungen.