«Rocksmith» rockt nicht

Am 27.9.2012 soll der Nachfolger von «Guitar Hero» veröffentlicht werden. Neu an «Rocksmith» ist das Spielen mit einer echten Gitarre. Die TagesWoche hat das Game vorab schon mal angezockt. Während meines Aufenthalts am Open Air Gampel 2012 schaute ich mich pflichtbewusst in allen Ecken des Festivalgeländes um. Dabei geriet ich auch zur Play-Station-Hütte, wo eingefleischte […]

Das Game «Rocksmith» erscheint im September diesen Jahres.

Am 27.9.2012 soll der Nachfolger von «Guitar Hero» veröffentlicht werden. Neu an «Rocksmith» ist das Spielen mit einer echten Gitarre. Die TagesWoche hat das Game vorab schon mal angezockt.

Während meines Aufenthalts am Open Air Gampel 2012 schaute ich mich pflichtbewusst in allen Ecken des Festivalgeländes um. Dabei geriet ich auch zur Play-Station-Hütte, wo eingefleischte Zocker es auch während eines Festivals nicht lassen konnten, altbekannte Games wie «Tekken 4» bis zur Daumenerschöpfung durchzuspielen. Doch ein Spiel zog meine Aufmerksamkeit auf sich: «Rocksmith» vom Hersteller Ubisoft.

Dieses im September 2012 erscheinende Spiel soll als Nachfolger der bekannten «Guitar Hero»-Reihe fungieren. Die Neuerung dabei ist das Gameplay mittels echter Gitarre. Wie mir der Vertreter von Play-Station versicherte, kann jede handelsübliche Gitarre angeschlossen werden. Da ich aber meine zu Hause vergessen habe, begnüge ich mich mit der zur Verfügung gestellten Klampfe Marke Billigteil. Das Verbindungskabel zwischen Gitarre und Spielkonsole muss allerdings vom Spielehersteller sein, da sich darin das Interface zur Umwandlung der analogen Gitarrensaitenschwingungen in digitale Konsoleinformationen befindet.

Die Bedienung durch das Spielmenü erfolgt immer noch über das klassische Gamepad. Mein Vertreter wählt mir ungefragt den Baseball-Modus aus. Darin muss man durch Anschlagen einer vorgegebenen Gitarrensaite seinen «Batter» dazu bringen, den Ball ins Gemüsebeet zu pfeffern. Jedoch ist im Spiel ganz klar, wann der Moment zum Saitezupfen gekommen ist. Ich treffe den Ball nie. Nach sechs Versuchen gebe ich auf und bitte den Vertreter mit wehleidiger Stimme, mich doch endlich ein Lied spielen zu lassen.

Mit einem verschmitzten Lächeln navigiert Mr. Vertreter in der Playlist von «Rocksmith». Bei dem Lied «Breed» von Nirvana rufe ich lauthals «Stopp», denn als alter Fan kann ich den Song natürlich im Schlaf spielen. Also Lied geladen und let’s rock.

Doch gerockt wird nicht, höchstens belämmert dreingeschaut. Zu abstrakt erscheint die Spieldarstellung auf dem Bildschirm. Im Hintergrund sieht man das Gitarrengriffbrett mit den Bünden und einzelnen Zahlen darauf. Als Gitarrist, der sich wegen mangelnder Notenkenntnis auf Tabulaturen stützt, spiele ich natürlich diese Zahlen auf dem Griffbrett nach. Doch klingen tut es schrecklich. Erst gegen Ende des Songs wird mir klar, dass es sich bei diesen Zahlen lediglich um Orientierungspunkte handelt. Die zu spielenden Bundzahlen werden auf den bunten Gitarrensaiten dargestellt. Und obwohl sie räumlich im Vordergrund stehen, gehen sie angesichts der visuellen Überladenheit des Hintergrundes unter.

Hinzu kommt, dass zwischen dem Anschlagen der Gitarrensaiten und dem daraus resultierenden Klang auf den Kopfhörern eine Verzögerung stattfindet. Das schadet dem rhythmischen Spiel erheblich. Auch das ewige Stimmen der Saiten und endlose Laden vor jedem Song nervt gewaltig.

Fazit: Ich habe das Spiel «Rocksmith» für nur 15 Minuten angetestet, weshalb meine Kritik nicht als vollständige Wertung zu verstehen ist. Doch auf den ersten Blick wirkt «Rocksmith» noch recht unausgegoren. Die Darstellungen sind verstörend und unübersichtlich. Auch gewisse technische Einzelheiten bedürfen einer Verfeinerung.

Dass «Rocksmith» ein Hit wird, wage ich zu bezweifeln. Denn für Nicht-Gitarristen ist das Spielen mit einer echten Klampfe nach wie vor schwer. Und diejenigen, die des Instrumentes mächtig sind, werden wohl eher eine Band gründen, als vor dem Bildschirm Rockklassiker umständlich nachzuspielen.

 

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