«Rollende Zeitbombe» nach dem Zugunfall von Daillens VD

Eine «rollende, tickende Zeitbombe» von 50 Tonnen Salzsäure wurde gemäss den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz (AefU) nach dem Zugunfall von Daillens VD auf der Schiene bis nach Schweizerhalle BL transportiert. Die SBB räumt Fehler ein.

Nach dem Zugunfall wurden aus einem umgekippten Kesselwagen 50 Tonnen Salzsäure abgepumpt. Diese wurden in einen Notfallkesselwagen aus normalem Stahl umgefüllt und quer durch die Schweiz transportiert, kritisieren die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU). (Bild: sda)

Eine «rollende, tickende Zeitbombe» von 50 Tonnen Salzsäure wurde gemäss den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz (AefU) nach dem Zugunfall von Daillens VD auf der Schiene bis nach Schweizerhalle BL transportiert. Die SBB räumt Fehler ein.

Die gefährliche Salzsäure befand sich in einem der fünf beim Zugunfall von Daillens vom 25. April umgekippten Güterwagen. Nach dem Unfall wurden die 50 Tonnen Salzsäure abgepumpt und in einen Ersatz-Tankwagen aus normalem Stahl umgefüllt.

Bei diesem Vorgang setzt die Kritik der AefU an, welche nach eigenen Angaben von einem Insider informiert wurde. Weil Salzsäure normalen Stahl zerfresse, hätte ein Kesselwagen mit Innenbeschichtung eingesetzt werden müssen.

Durch die chemische Reaktion der Salzsäure mit dem Metall sei zudem explosiver Wasserstoff entstanden, wie die Umweltschutzorganisation festhielt. Je länger dieser Güterwagen damit unterwegs war, desto höher stieg der Druck im Tank. Gleichzeitig schwächte die Salzsäure den Tank immer mehr.

Diese «tickende Zeitbombe» sei zuerst nach Monthey VS gefahren und von dort aus nach Schweizerhalle weiter geschickt worden. Dort hätten Mitarbeiter am Tankwagen Rauch festgestellt und darauf die Chemiewehr der Feuerwehr aufgeboten.

Die Chemiewehr habe zuerst eine Druckentlastung vornehmen müssen, bevor der Bahntankwagen entladen werden konnte, so die AefU.

SBB untersucht den Vorfall

Der Leiter Sicherheit und Qualität der SBB, Hans Vogt, bezeichnete es in einer von der AefU veröffentlichten Stellungnahme als «nicht akzeptabel, dass Gefahrengut in unzweckmässigen Kesselwagen transportiert wird.»

Der verwendete Wagen sei dazu geeignet, Gefahrengut für kurze Zeit für den Abtransport vom Schadenplatz aufzunehmen. Er verfüge aber über keine Innenbeschichtung und müsse daher je nach dem geladenen Gut rasch wieder entleert werden.

Weshalb in Monthey die Salzsäure nicht umgepumpt oder auf dem Schadenplatz in Daillens nicht direkt ein beschichteter Kesselwagen eingesetzt worden sei, werde derzeit mit den involvierten Parteien abgeklärt.

Die SBB bestätigte die Aussagen ihres Verantwortlichen für Sicherheit und Qualität am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen bald vorliegen und auch veröffentlicht werden, hielt SBB-Mediensprecher Fédéric Revaz fest.

Auch die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) wurde über den Vorfall informiert. Sie will weitere Prüfungen vornehmen bevor entschieden wird, ob sie ebenfalls eine Untersuchung eröffnet.

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