Der Elektroauto-Pionier Tesla Motors aus dem Silicon Valley sei ein «Loser», ätzt Mitt Romney im ersten TV-Duell mit Barack Obama. Der Republikaner macht sich damit unbeliebt im kalifornischen Technologietal.
Mitt Romney macht sich im Silicon Valley nicht beliebt. Im ersten TV-Duell, bei dem sich der republikanische Präsidentschaftskandidat und Barack Obama eineinhalb Stunden stritten, bezeichnete er den aufstrebenden Elektroautohersteller Tesla Motors als «Loser»: Er warf das Startup aus dem Silicon Valley mit drei glücklosen Cleantech-Unternehmen in einen Topf: dem spektakulär gescheiterten Solarzellenhersteller Solyndra, dem finanziell angeschlagenen Elektroautobauer Fisker Automotive und dem Lithium-Ionen-Batteriehersteller Ener1, der Gläubigerschutz beantragt hat.
Der Vergleich hinkt. Tesla ist ein börsennotiertes Unternehmen, das in den USA 3500 Arbeitsplätze geschaffen hat. Vom Tesla Roadster, mit dem das Startup Autogeschichte geschrieben hat, wurden bislang fast 2500 Modelle verkauft. Von der neuen Limousine Model S sollen dieses Jahr bis zu 3225 Stück ausgeliefert werden, für nächstes Jahr peilt Tesla mehr als 20’000 an. Trotzdem ist in Kalifornien nicht alles eitel Sonnenschein: Die 2012-Produktionszahlen für das Model S liegen unter den Erwartungen, und Tesla musste Ende September seine Umsatzprognose senken.
Romney wetterte in der Debatte gegen staatliche Kredite der Obama-Regierung für Greentech-Firmen und Obamas «Green Jobs»-Strategie. Dabei liess er aus, dass das Kredit-Vergabeverfahren bereits unter Obamas republikanischem Vorgänger George W. Bush begann. Obama habe, so Romney, 90 Milliarden Dollar in Solar- und Windenergie, und Firmen wie Solyndra, Fisker, Tesla und Ener1 gesteckt. «Einer meiner Freunde sagte, Sie wählen nicht die Gewinner und Loser, Sie wählen die Loser, ok?», attackierte Romney den Präsidenten.
Medien, Blogger und Twitterer reagierten verärgert und ungläubig auf Romneys Versuch, den Elektroauto-Pionier mit gescheiterten oder stark angeschlagenen Cleantech-Unternehmen über einen Kamm zu scheren. Tesla gilt in der Region als Hoffnungsträger, die Heimmannschaft, deren Ehre es zu verteidigen gilt. Tesla-Chef und Internet-Milliardär Elon Musk ist hier ein Star: Der Südafrikaner gehört zu den Mitgründern des größten Internetbezahldienstes Paypal, und mit seinem privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX wird Musk quasi als Retter der US-Raumfahrt gefeiert.
«Elon Musk gründete Tesla mit, baut immer noch Autos und zündet Raketen für NASA-Nachschub-Missionen. Was hat Bain für Romney produziert ausser $$?», wetterte ein Twitter-Nutzer. «Was weiss Romney schon über die Elektroautobranche?», twitterte «Wired». «Am beunruhigendsten ist, dass Romneys Kommentare genau das Gegenteil von dem sind, was er sonst zu Amerikas Innovation, Unternehmertum, Schaffung von Arbeitsplätzen und der Rückverlagerung von Fabriken in die USA sagt», ätzte die Tech-Bibel in einem Artikel.
Musk wiederum bestritt in einem Blogeintrag, dass sein Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten stecke. Er versicherte, dass Tesla den für die Model-S-Entwicklung in Anspruch genommenen Staatskredit sechs Monate früher als geplant zurückzahlen werde. Bis Ende November werde das Unternehmen einen positiven Cashflow erwirtschaften. Musk konnte kaum ahnen, dass Romney Tesla am Mittwoch in der Debatte thematisieren würde. Aber das Timing seiner Zeilen war perfekt: Er veröffentlichte sie kurz vor Beginn des Duells in Denver.
Romney hat im kalifornischen Technologietal – wie in ganz Kalifornien – wenige Stimmen zu verlieren. Der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat geht seit 20 Jahren immer an den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten. Aber der Republikaner hat jede Menge Geld in der Bay Area zu verlieren. Er hat mehrmals wohlhabende Enklaven in Nordkalifornien besucht, um fette Wahlkampfspenden einzusammeln.