Die ersten Halbfinalisten in der Champions League kommen aus Madrid: In einem spektakulären Spiel demütigt Real die Bayern in der Verlängerung. Atlético genügt ein Remis bei Leicester City.
Wer behauptet, Cristiano Ronaldo schiesse seine Tore nur in unwichtigen Partien, ist spätestens nach den Viertelfinals gegen Bayern München eines Besseren belehrt worden. Die ersten fünf Treffer der Madrilenen im «Duell der Giganten» gingen auf das Konto des Rekordbrechers aus Funchal. Im Rückspiel glich der Portugiese zweimal eine Führung des deutschen Widersachers aus.
Vom 2:2 in der 105. Minute, erzielt allerdings aus klarer Offside-Position, erholten sich die dezimierten Münchner nicht mehr. Mit dem 3:2 (109.) schnappte sich Ronaldo, der im fünften Spiel gegen Bayern zum vierten Mal mindestens zweimal traf, einen weiteren Rekord. Es war das 100. Tor des vierfachen Weltfussballers in der Champions League.
Auslosung Halbfinals: Freitag, 21.4.; Termine: 2./3. Mai (Hin), 9./10. Mai (Rück); Final: 3. Juni in Cardiff | Die Champions League bei uefa.com | ||
Die Viertelfinals der Champions League 2016/17 | ||
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Leicester City–Atlético Madrid | 1:1 | 0:1 |
Real Madrid–Bayern München | 4:2 n.V. | 2:1 |
AS Monaco–Borussia Dortmund | 19.4. | 3:2 |
FC Barcelona–Juventus Turin | 19.4. | 0:3 |
Entscheidender als die Rekordmarken des Superstars ist der Fakt, dass Real Madrid zum siebten Mal in Folge im Halbfinal des wichtigsten Klubwettbewerbs steht. Der Leader der spanischen Liga hat damit weiter die Möglichkeit, als erstes Team seinen Champions-League-Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen.
Für die Bayern endete im Bernabeu eine Serie von fünf Halbfinal-Qualifikationen in Folge. So früh wie heuer ist der deutsche Rekordmeister letztmals 2011 (im Achtelfinal gegen Inter Mailand) gescheitert. Und es endeten die grossartigen Europacup-Karrieren der jeweils dreifachen Finalisten und einmaligen Sieger Xabi Alonso nach 118 und Philipp Lahm nach 111 Champions-League-Partien.
Königliches Jubelgemälde: Madrid feiert Cristiano Ronaldo. (Bild: Reuters/Susana Vera)
«Bayern München ist ein bisschen berühmt-berüchtigt dafür, dass man in solche Spiele mit einem aussergewöhnlich grossen Willen reingeht», hatte Karl-Heinz Rummenigge vor der 24. Auflage des meistgespielten Europacup-Duells erklärt. Der Münchner Vorstandschef sollte mit seiner Aussage recht behalten. Denn die Gäste retteten sich mit neun Feldspielern – wie im Hinspiel Javi Martinez sah mit Arturo Vidal ein Bayern-Akteur gelb-rot – in die Verlängerung.
Und vor allem verarbeiteten sie den Nackenschlag in Form von Ronaldos 1:1 (76.) schnellstmöglich. 102 Sekunden später erzwangen die Bayern durch aggressives Forechecking das Eigentor durch Reals Captain Sergio Ramos, just in dessen 100. Auftritt in der «Königsklasse». Robert Lewandowski hatte die in Vollbesetzung angetretenen Bayern – das angeschlagene Innenverteidiger-Duo Hummels/Boateng spielte durch und agierte nahezu fehlerfrei – mit einem souverän verwandelten Foulpenalty (53.) in Führung gebracht.
Bernabeau. – 80’000 Zuschauer. – SR Kassai (Ungarn).
Tore: 53. Lewandowski (Foulpenalty) 0:1. 76. Ronaldo 1:1. 78. Ramos (Eigentor) 1:2. 105. Ronaldo 2:2. 109. Ronaldo 3:2. 112. Asensio 4:2.
Real Madrid: Navas; Carvajal, Nacho, Ramos, Marcelo; Modric, Casemiro, Kroos (114. Kovacic); Isco (71. Vazquez), Benzema (64. Asensio), Ronaldo.
Bayern München: Neuer; Lahm, Boateng, Hummels, Alaba; Vidal, Xabi Alonso (75. Müller), Thiago Alcantara; Robben, Lewandowski (88. Kimmich), Ribéry (71. Douglas Costa).
Bemerkungen: Real Madrid ohne Bale, Pepe und Varane (alle verletzt), Bayern München ohne Hummels (verletzt) und Javi Martinez (gesperrt). 100. Champions-League-Spiel von Sergio Ramos. 84. Gelb-Rote Karte gegen Vidal (Foul). Verwarnungen: 5. Vidal. 40. Casemiro. 70. Xabi Alonso. 75. Hummels (alle wegen Fouls). 101. Robben (Reklamieren).
Atletico wieder im Halbfinal
Atletico Madrid beendete mit dem 1:1 den Traum von Leicester, als zweiter Champions-League-Debütant nach Villarreal (2006) in den Halbfinal des Wettbewerbs vorzustossen. Die Madrilenen, die das Hinspiel dank eines umstrittenen Penaltys von Antoine Griezmann 1:0 gewonnen hatten, stellten in Leicester die Weichen für das Weiterkommen vor der Pause.
Sie spielten gegen den englischen Meister jene Qualitäten aus, die sie zum dritten Mal in vier Jahren in die Top 4 brachten: sofortige Attacke bei gegnerischem Ballbesitz, defensive Stabilität (erst vier Gegentore) und offensive Effizienz. Saul Niguez‘ Tor nach 26 Minuten war die erste Chance der «Rojiblancos». Der Kopfball des rechten Flügels aus elf Metern war präzise und scharf und folglich unhaltbar.
Danach agierte Atletico so, wie man es unter Diego Simeone oftmals gesehen hat: nüchtern, unspektakulär und erfolgreich. Leicester blieb im eigenen Stadion, wo es die vier vorherigen Partien der ersten Champions-League-Kampagne allesamt gewonnen hatte, viel Frust. Der Zwölfte der Premier League betrieb einen enormem Aufwand, er rieb sich aber meistens am hervorragend organisierten Gegner auf. Die Hoffnung gab Leicester trotzdem nie auf, erst recht nicht nach Jamie Vardys Ausgleich (61.). Zum Wunder fehlte der leidenschaftlich stürmenden Mannschaft von Interimscoach Craig Shakespeare trotz 18:0 Schüssen nach der Pause letztlich einiges.
31’500 Zuschauer. – SR Rocchi (ITA).
Tore: 26. Niguez 0:1. 61. Vardy 1:1.
Leicester City: Schmeichel; Simpson, Morgan (84. Amartey), Benalouane (46. Chilwell), Fuchs; Ndidi, Drinkwater; Mahrez, Okazaki (46. Ulloa), Albrighton; Vardy.
Atletico Madrid: Oblak; Juanfran (56. Hernandez), Savic, Godin, Filipe Luis (74. Correa); Niguez, Gabi, Gimenez, Koke; Carrasco (69. Torres), Griezmann.
Bemerkungen: Leicester City ohne Mendy, Slimani, Wague (alle verletzt) und Huth (gesperrt), Atletico Madrid ohne Fernandez, Tiago und Vrsaljko (alle verletzt). Keine Verwarnungen.