Die humanitäre Krise in Syrien hat sich nach Angaben des Roten Kreuzes derart zugespitzt, dass die Hilfsorganisation sie kaum noch bewältigen kann. Die humanitäre Lage verschlimmere sich, obwohl der Hilfseinsatz immer mehr verstärkt werde, sagte IKRK-Präsident Peter Maurer am Donnerstag in Genf.
Es gebe „eine Menge weisser Flecken“ in Syrien, die das Rote Kreuz nicht mit Hilfsgütern versorgen könne. „Eine unbekannte Zahl von Menschen in Syrien bekommen nicht die Hilfe, die sie brauchen“, sagte der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).
Trotz Ausweitung der Hilfe und insgesamt besserem Zugang zu den Opfern, „können wir nichts gegen die Verschlechterung der Situation tun“. „Es besteht kein Zweifel, dass sich die Krise jeden Tag verschärft. Dieser Trend dauert seit dem Sommer an.“
Nach „schwierigen Verhandlungen“ sei es vergangenes Wochenende gelungen, in zwei Quartieren der umkämpften Stadt Homs Hilfsgüter zu verteilen. Zudem habe das IKRK auch die Stadt Idlib erreicht. Über die Stadt hinaus sei das IKRK aber kaum gekommen.
Das IKRK könne unabhängiger als noch vor einigen Monaten in Syrien agieren, doch es sei dabei auf den syrischen Roten Halbmond angewiesen. Die Beziehungen bauten auf gegenseitigem Vertrauen. Allerdings könne er nicht ausschliessen, dass die Handlungen des syrischen Roten Halbmondes immer neutral seien, sagte Maurer.
Kein Zugang zu Gefangenen
Der Zugang des Roten Kreuzes zu Gefangenen in Syrien sei dagegen nicht verbessert worden, sagte Maurer. Bislang konnte das IKRK ein einziges Mal ein Gefängnis besuchen. Es verlangt bis Ende Jahr Zugang zu 25 Gefängnissen.
Wegen des Konflikts in Syrien flohen laut UNO 360’000 Menschen in die Nachbarländer. Im Land selbst sind demnach rund 1,2 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Der Aufstand in Syrien gegen Machthaber Baschar al-Assad begann vor knapp 20 Monaten. Bei Kämpfen zwischen Regierungskräften und Aufständischen wurden nach Schätzungen von Menschenrechtlern bislang etwa 30’000 Menschen getötet.