Rousseff weist Kritik an hohen Ausgaben für Fussball-WM zurück

Das brasilianische Volk protestiert seit Wochen gegen die zu hohen Kosten für die WM in Brasilien. Nun hat die Präsidentin auf die Kritik reagiert: Sie wies die Vorwürfe zurück und kritisierte die Fifa.

Satellitenaufnahmen der Fussball-WM-Stadien in Brasilien (Archiv) (Bild: sda)

Das brasilianische Volk protestiert seit Wochen gegen die zu hohen Kosten für die WM in Brasilien. Nun hat die Präsidentin auf die Kritik reagiert: Sie wies die Vorwürfe zurück und kritisierte die Fifa.

Die wochenlange Kritik des Volkes prallt an Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff ab: Sie wies die Vorwürfe der zu hohen Ausgaben der Regierung für die Fussballweltmeisterschaft in ihrem Land zurück. Die meisten Investitionen kämen dem Land langfristig zugute, sagte die Staatschefin am Dienstag in Brasília.

Die Modernisierung von Flughäfen und Verkehrsprojekte in den Städten seien durch das Turnier vorangetrieben worden. Rousseff räumte bei dem Gespräch mit Auslandskorrespondenten aber ein, dass zahlreiche Arbeiten erst nach der WM abgeschlossen würden.

Fifa trägt Schuld aus Sicht von Rousseff

Die Präsidentin machte die Fifa für die ausufernden Kosten bei der Organisation der WM mitverantwortlich. Der Fussballweltverband habe versichert, dass der Bau der Stadien durch private Investoren finanziert werde. Dies habe jedoch bei weitem nicht ausgereicht, und so habe die Regierung den grössten Teil der Summe übernehmen müssen, sagte Rousseff.

Der Journalist und Buchautor Jamil Chade sagt in einem Interview mit der TagesWoche, «dass acht von neun Dollar für die WM die Brasilianer bezahlt haben.» Investiert wurde gemäss dem brasilianischen Autor bisher 3,5 Milliarden Dollar, «das entspricht der Kosten der WM 2006 und 2010 zusammen», sagt Chade. Das schlimmste daran aus seiner Sicht: «Keiner weiss, warum sie so teuer wird.»

Von zwölf Stadien sind kurz vor Beginn des Turniers vier noch nicht komplett fertiggestellt.

Die Organisation der WM in Brasilien verlief teilweise chaotisch. Von den zwölf Stadien sind kurz vor Beginn des Turniers in der kommenden Woche vier noch nicht komplett fertiggestellt. Nach ihren Empfehlungen für künftige WM-Gastgeber befragt, verwies Rousseff auf die hohen Anforderungen der Fifa. Es müsse genau abgewogen werden, «was man akzeptiert oder nicht».

Gewalttätige Proteste

In den vergangenen Wochen und Monaten gab es in Brasilien teils gewalttätige soziale Proteste, bei denen die hohen Kosten für die WM und die im Jahr 2016 anstehenden Olympischen Spiele kritisiert wurden. Zudem gibt es immer wieder Streiks im Nahverkehr und im Bildungswesen.

Am Dienstag demonstrierten WM-Gegner mit zwölf riesigen aufblasbaren Fussbällen vor dem Parlament in Brasília. Die zwölf Bälle mit zwei Meter Durchmesser standen für die zwölf Städte, in denen die WM ausgetragen wird. Aus einem Fussball mit aufgemalter brasilianischer Flagge liessen die Demonstranten langsam die Luft entweichen – um die schwachen Leistungen der brasilianischen Regierung zu kritisieren.

Die Demonstranten werfen der Regierung vor, vor der Präsidentschaftswahl im Oktober enorme Summen in Prestigeprojekte zu stecken und wichtige andere Aufgaben – beispielsweise im Gesundheit-, Bildungs- und Verkehrswesen – zu vernachlässigen.

Friedliche Proteste erlaubt

Demonstrationen während der Grossveranstaltung würden zugelassen, solange sie friedlich verliefen, sagte Rousseff. «Wir garantieren die Sicherheit der Menschen», versicherte sie mit Blick auf angekündigte Proteste.

Die brasilianische Präsidentin will nur beim Auftaktspiel am 12. Juni in São Paulo und beim Finale am 13. Juli in Rio de Janeiro auf der Tribüne sitzen. Reden sei vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels am kommenden Donnerstag auf Initiative der FIFA nicht vorgesehen, dafür aber Friedensbotschaften von religiösen Würdenträgern, unter ihnen Papst Franziskus, sagte Rousseff.

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Mehr zu den Problemen und Protesten in Brasilien im Interview mit dem brasilianischen Autor Jamil Chade: «Aus Sicht der Brasilianer veranstaltet Blatter eine private Party mit dem Geld der Steuerzahler».

Brasilien im Fokus: Die TagesWoche widmet sich die kommenden Tage dem Gastgeber der Weltmeisterschaft 2014 – eine Übersicht der Artikel liefert das Dossier zum Thema.

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