Nach dem WM-Out flüchtet sich England in Träume über eine gute Zukunft: 2022 soll der WM-Titel her. Zuvor geht es jedoch zumindest auf der Trainer-Position weiter wie bisher: mit Roy Hodgson.
Die fehlende Alternative treibt England selbst nach dem historischen WM-Fehlschlag zur Alles-bleibt-gleich-Strategie auf der Trainerposition. Mit seinem raschen Machtwort für Roy Hodgson versuchte Verbandschef Greg Dyke die Lage um die gescheiterten Three Lions zu befrieden – vorerst vergeblich. «Englands Schande», titelte der konservative «Daily Telegraph» am Tag nach dem endgültigen Aus in Grossbuchstaben. «Roy Hodgson, die englischen Spieler und die FA sollten sich bei den Fans nach dem Weltmeisterschafts-Debakel entschuldigen.»
Superstar Wayne Rooney kam dieser Aufforderung schon wenig später nach. «Ich bin absolut am Boden, dass wir aus der WM sind», schrieb der Superstar via Facebook. «Sorry an alle Fans, die gereist und zu Hause sind, dass wir es nicht besser gemacht haben.»
Noch bevor in Brasilien das erste Vorrunden-Scheitern seit 56 Jahren durch das 0:1 von Italien gegen Costa Rica besiegelt war, hatte Dyke dem glücklosen Hodgson sein Vertrauen ausgesprochen. «Wir glauben, dass Roy einen guten Job gemacht hat. Es ist ein Ansatz über vier Jahre. Wir hoffen, bei der EM besser abzuschneiden», sagte der Funktionär und leistete damit für Hodgson ein bis 2016 gültiges Treuebekenntnis.
Durch die Strategie, nach den Amtszeiten des Schweden Sven-Göran Eriksson und Fabio Capello aus Italien sowie einem Intermezzo von Steve McClaren nur noch auf englische Trainer zu setzen, hat sich die FA in eine Sackgasse manövriert. Es fehlen die Landsmänner, die das Format für diesen Posten haben: Gary Neville ist als Assistent Teil der Hodgson-Ära, für Stuart Pearce käme der Posten zu früh, und Liverpools Erfolgscoach Brendan Rodgers ist Nordire. «Sollte Hodgson auch in Belo Horizonte erniedrigt werden, wäre es schwer für ihn zu bleiben», orakelte «The Mirror» dennoch mit Blick auf das eigentlich sportlich bedeutungslose letzte Spiel gegen Costa Rica.
Dabei könnte Hodgson seinen Jugendstil fortsetzen und einigen Talenten als Anreiz für kommende Turniere die Erfahrung auf der grössten Bühne verschaffen. Nachdem der 66-Jährige in seiner Karriere oft für Sicherheitsfussball stand, setzte er in Brasilien zwar auf eine erfrischend junge Auswahl und Offensive, zeigte sich aber taktisch zu unflexibel.
«Ich glaube, dass das Team in Zukunft ein sehr gutes Team sein wird. Es gibt sehr gute junge Spieler», betonte der bei den Akteuren beliebte Coach. «Wir sind stolz für Roy Hodgson zu spielen», lobte Torhüter Joe Hart. «Er ist ein grossartiger Trainer, er ist ein sehr leidenschaftlicher Mann und jemand, für den ich sehr viel Respekt habe. Ich hoffe, weiterhin für ihn zu spielen.»
Da hoffnungsvolle Akteure wie Raheem Sterling, Daniel Sturridge oder Ross Barkley bereits in Brasilien Praxis sammeln durften, wird auch in der Mannschaft der ganz grosse Umbruch ausbleiben. Es deutet einzig einiges daraufhin, dass neben dem in Brasilien bislang nicht eingesetzten Frank Lampard auch Captain Steven Gerrard zurücktritt. Die Zukunft der Verteidiger Phil Jagielka oder Glen Johnson ist offen.