2008 war der Schweizer Rudersport am Tiefpunkt angelangt. Unter der Regie von Direktor Christian Stofer kämpfte sich die Sportart ins Rampenlicht zurück. Mit dem Gold von Rio erntet sie den Lohn.
Vor acht Jahren an den Olympischen Spielen in Peking war die Schweiz nur mit einem Boot vertreten. Die Delegation bei Olympia war so klein wie noch nie zuvor in der Geschichte des Schweizer Rudersports. Einzelkämpfer André Vonarburg verpasste im Skiff zudem das angestrebte Diplom als Neunter.
In einer Sportart, in der die Schweiz bereits 23 olympische Medaillen gewonnen hatte, kamen die Spiele in Peking quasi einer Bankrotterklärung gleich. «Ich war in Peking als Zuschauer vor Ort und dachte mir ’nein, das kann es nicht sein. Jetzt muss etwas passieren’», erinnert sich Christian Stofer.
Stofer, als Aktiver selbst zweifacher Olympia-Teilnehmer (5. Doppelzweier 2000, 8. Doppelvierer 2004), war eben erst zum Direktor des Schweizerischen Ruderverbandes ernannt worden. Der Neuanfang gelang; seitdem der ehemalige Spitzenruderer übernahm, ging es stetig aufwärts. Heute ist die Schweiz wieder kompetitiv.
Der Lohn der Aufbauarbeit; In Rio war respektive ist sie wieder mit vier Booten am Start. Und 20 Jahre nach Xeno Müller (Skiff) und den Brüdern Michael und Markus Gier (leichter Doppelzweier) stellt Swiss Rowing mit dem Leichtgewichts-Vierer erstmals wieder Olympiasieger. Von den 24 gewonnenen Medaillen haben sieben eine goldene Farbe.
«Es ist eine Bestätigung, dass wir vieles gut gemacht haben, dass auch das System gut läuft, was wiederum wichtig für die nächste Generation ist», so Stofer. Mit dem Sempacher kehrten die Strukturen in den Verband zurück – auch wenn Stofer tiefstapelt. «Es ist nicht eine Person, die das alles gemacht hat. Es ist eine Konstellation, die stimmen muss.»
Stofer denkt da vor allem an die Trainer. Tim Foster, der in Peking bereits ein Jahr in Diensten der Schweizer stand, habe wieder «internationale Standards» eingeführt. Später habe Simon Cox sehr gute Arbeit verrichtet bei den Junioren und dabei sehr viel Zeit investiert in die heute so starke Leichtgewichts-Gruppe.
«Und mit Ian Wright haben wir nun einen Trainer, der die Härte reingebracht hat, die es braucht, um einen Olympia-Wettkampf zu bestehen.» Es war jene Härte, die Mario Gyr, Simon Schürch, Simon Niepmann und Lucas Tramèr zu Olympiasiegern macht.