Gerd Müller krönte seine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft mit seinem 2:1-Siegtor im WM-Final 1974 gegen Holland im Heim-Stadion in München.
«Was soll ich mit einem Gewichtheber?», spottete Bayern Münchens Trainer Zlatko «Tschik» Cajkovski 1964, nachdem der damals zweitklassige Klub Gerd Müller vom TSV Nördlingen verpflichtet hatte. Müller konnte nicht die Statur eines Modellathleten vorzeigen. Er hatte kurze Beine, wirkte ungelenk und gedrungen.
Müller sollte aber sämtliche Zweifel an seinem Können zerstreuen. Er imponierte mit seinem herausragenden Instinkt in gegnerischen Strafräumen und der Gabe, aus fast allen Lagen und mit sämtlichen Körperteilen Tore erzielen zu können. Er verhalf Bayern München zu einer Blütezeit mit vier deutschen Meistertiteln und drei Siegen im Europacup der Landesmeister.
Und auch in der Nationalmannschaft sollte Müller Massstäbe setzen. Der Schwabe avancierte zum «Bomber der Nation», indem er im Schnitt mehr als ein Tor pro Spiel verbuchte (68 Treffer in 62 Einsätzen). An der WM 1970 wurde er mit zehn Treffern Torschützenkönig. Vier Jahre später reichte es zwar nicht zum «Goldenen Schuh», dafür aber zum WM-Titel. Obwohl erst 28-jährig, erklärte Müller anschliessend den Rücktritt aus der DFB-Equipe. Seine Version lautete, er wolle mehr Zeit haben für seine Familie.
Müller liess seine Karriere Anfang der Achtzigerjahre in Florida ausklingen. Dort versuchte er sich auch als Besitzer eines Steakhouses. Im Fussballer-Ruhestand war ihm weitaus weniger Erfolg beschieden als auf dem Rasen. Der gelernte Weber verfiel dem Alkohol. Seine alten Kollegen Uli Hoeness und Franz Beckenbauer nahmen sich schliesslich seiner an und holten ihn in die Bayern-Organisation.