Rückblick 1978: Der freudebringende Matador

Argentiniens Sehnsucht nach dem ersten WM-Titel wurde erst 1978 im eigenen Land gestillt. Einer der Stars der «Gauchos» war Mario Kempes, mit sechs Treffern Torschützenkönig des Turniers.

Kempes erzielt sein zweites Tor gegen Peru (Bild: SI)

Argentiniens Sehnsucht nach dem ersten WM-Titel wurde erst 1978 im eigenen Land gestillt. Einer der Stars der «Gauchos» war Mario Kempes, mit sechs Treffern Torschützenkönig des Turniers.

«Der Gewinn des WM-Titels war genau das, was das schwer geprüfte argentinische Volk nötig hatte. Er brachte Freude in ihr Leben», erinnert sich Kempes, dessen Land 1978 unter einer Militär-Diktatur gelitten hat.

Kempes zählte zu den herausragendsten Stürmern seiner Zeit. Sein kraftvoller Stil verhalf dem langmähnigen Schlaks zu Toren am Laufmeter. Über welch grossartiges Durchsetzungsvermögen er verfügte, demonstrierte «El Matador» («Der Vollstrecker») bei seinen beiden Treffern im WM-Final 1978 gegen Holland (3:1 n.V.) im Estadio Monumental in Buenos Aires. Beim entscheidenden 2:1 in der 105. Minute tanzte Kempes drei Gegenspieler aus, und nachdem sein erster Schuss von Goalie Jongbloed abgeblockt worden war, drückte er den Ball im Nachsetzen mit Vehemenz über die Linie.

Kempes hatte an dieser WM eine gewisse Anlaufzeit benötigt. In der Vorrunde war dem Legionär vom FC Valencia ein Torerfolg verwehrt geblieben. Auf Touren kam er erst in der Zwischenrunde, als ihm zunächst gegen Polen und dann auch gegen Peru eine Doublette gelang. Nach der mässigen Vorrunde soll Trainer Cesar Luis Menotti zu Frauenschwarm Kempes gesagt haben, er solle sich den Schnurrbart abrasieren. «Und das schien genau der richtige Tipp gewesen zu sein», so Menotti später.

1982 nahm Kempes ein drittes Mal an einer WM teil, ein Tor war ihm aber wie 1974 nicht vergönnt. Im Spätherbst seiner Karriere wurde er zum Abenteurer. Nach mehreren Saisons in Österreich kickte er im Alter von 41 Jahren auch noch in Indonesien. Als Trainer landete er bei diversen Underdogs. Während seines kurzen Gastspiels bei Lushnja in Albanien sah er sich mit ärgsten politischen und finanziellen Wirren konfrontiert. Mit einem Klub namens The Strongest konnte er immerhin 1999 in Bolivien einen Titel gewinnen. Heute arbeitet Kempes als Experte für den TV-Sportsender ESPN.

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