Rückblick 1982: Der hässliche Deutsche

Harald «Toni» Schumachers Zusammenstoss mit Patrick Battiston im Halbfinal 1982 zwischen Deutschland und Frankreich in Sevilla ging als eines der übelsten «Fouls» in die WM-Geschichte ein.

Battiston nach einem groben Foul am Boden (Bild: SI)

Harald «Toni» Schumachers Zusammenstoss mit Patrick Battiston im Halbfinal 1982 zwischen Deutschland und Frankreich in Sevilla ging als eines der übelsten «Fouls» in die WM-Geschichte ein.

«Wenn es nur das ist, bin ich gerne bereit, ihm Jacketkronen zu kaufen», sagte Schumacher, als ihn ein Journalist nach dem Spiel und dem Sieg der Deutschen im ersten Penaltyschiessen der WM-Geschichte darauf hinwies, dass Battiston zwei Zähne verloren hatte. Schumacher war beim Herauslaufen kurz nach der Pause zu spät gekommen und hatte den französischen Verteidiger mit voller Wucht mit der Hüfte gerammt – ohne, dass es der Schiedsrichter gesehen hatte. Battiston zog sich zudem eine Hirnerschütterung sowie Verletzungen am Nacken zu. Am Tag danach machte das Bild vom «hässlichen Deutschen» die Runde. Schumacher wurde als «Monster» und «Bestie» bezeichnet.

Schumachers Foul war der Höhepunkt einer WM, die mit der Final-Qualifikation (1:3-Niederlage gegen Italien) zwar sportlich erfolgreich war, die der deutschen Mannschaft aber viele Sympathien kostete. Zum Auftakt hatte sich der amtierende Europameister beim 1:2 gegen den krassen Aussenseiter Algerien bis auf die Knochen blamiert, noch peinlicher war der Auftritt im letzten Gruppenspiel gegen Österreich, als die beiden Nachbarländer nach dem frühen 1:0 für Deutschland einen Nichtangriffspakt schlossen, so dass sich beide dank des günstigen Resultats auf Kosten Algeriens für die Zwischenrunde qualifizierten. Die Partie ging als «Schande von Gijon» in die Geschichtsbücher ein.

Schumacher, der in den Achtzigerjahren als einer der besten Torhüter der Welt galt, erreichte vier Jahre später mit Deutschland noch einmal den WM-Final, der gegen Argentinien mit 2:3 verloren ging. Das Ende der Karriere in der Nationalmannschaft kam 1987 als Folge der Veröffentlichung des Buches «Anpfiff». Schumacher nahm darin kein Blatt vor den Mund und kritisierte frühere Teamkollegen, Trainer sowie den DFB und sprach über Doping-Praktiken im Bundesliga-Alltag. Die Szene mit Battiston, der inzwischen zu einem Freund geworden war, wertete er nicht als Foul. Nach dem Ende seiner Karriere wurde Schumacher Torhüter-Trainer. Heute ist er Vizepräsident des Bundesligisten 1. FC Köln.

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