Belfort ist eine Kleinstadt. Sie hat, wie viele Städte in Frankreich, ihr eigenes kleines Filmfestival – die «Entrevues». Belfort zeigte eine Auswahl für junge Zuschauer: eine Retrospektive der Werke John Carpenters oder Charlie Chaplins, Belfort lockte aber vor allem auch mit einem internationalen Wettbewerb der jungen Talente in die grossen Säle der Pathé-Kinos.
Die Sieger des Filmfestivals «Entrevues» haben alle etwas gemeinsam. Sie wollen in der Welt ihre Anschauung im Film ans Herz legen, wie es den anderen Medien nicht mehr gelingt: Emotional engagiert. Den Grand prix Janine Bazin erhielt hierfür «Révolution Zendj» von Tariq Teguia für seine Recherche in Damaskus. «Round Trip» von Meyar Al Roumi erhielt den Publikumspreis für eine Liebesgeschichte auf der Reise von Damaskus nach Teheran.
All das sahen wir in Belfort, nur eine Stunde von Basel entfernt ist. Wie viele andere kleine Städte in Frankreich hat Belfort sein eigenes kleines, feines Filmfestival – die «Entrevues», spezialisiert auf Entdeckungen. Dazu gehörte auch der Film «Das merkwürdige Kätzchen» des Schweizer Ramon Zürcher. Dieser ging leider leer aus. Nicht so schlimm, wie Jurymitglied Namir Abdel Messeeh im Interview durchblicken lässt, denn der Film findet seinen Weg zu den Leuten. Namir Abdel Messeeh ist selbst ein junger französische Film-Regisseur ist in Frankreich kein Unbekannter mehr. In Basel kann man von ihm in der Reihe «Le Bon Film» demnächst «La vierge, les coptes et moi» im Stadtkino sehen.
Die «Entrevues» in Belfort sind zu Ende. Ihr Fazit?
Belfort ist ein Festival, das sich auf Erstlingswerke fokussiert. Der ausgesprochene Wunsch der Festivalleitung ist das Aufspüren von Werken junger Menschen, die neu ins Metier kommen. Wir haben einen eindrücklichen Ausweis einer neuen Filmemacher-Generation kennengelernt.
Aus Frankreich?
Die Ausrichtung ist international. Wir haben Filme aus den Staaten ebenso gesehen wie aus Afrika. Dabei fällt auf, dass sich sehr viele der jungen Menschen mit den politischen Fragen der Zeit neu auseinanderzusetzen beginnen. Es gibt eine Verbindung der Filme die vielleicht an einem Thema ablesbar ist: Es ist das überschreiten von Grenzen, die Grenzziehung, die neuen Grenzsetzungen, die interessieren. Die Filme sind viel engagierter in der Fragen Immigration, der Emigration. Die Traversen sind aber nicht nur an den Grenzen zu finden. Die Grenzen zwischen Arm und Reich sind sichtbarer geworden und oft bestimmender, als die Grenzen zwischen den Nationen.
Dennoch blüht der Nationalismus allenthalben.
Nicht in der Auswahl, die wir in Belfort gesehen haben. Die Filme sind auch zunehmend international finanziert: Wir haben z.B. Filme aus dem mittleren Osten gesehen, die von Frankreich finanziert wurden.
Sie haben auch das «Merkwürdige Kätzchen» des Schweizers Ramon Zürcher im Wettbewerb gesehen. Der Film läuft an einigen Festivals in Frankreich.
Er ist von der ACID (Association du Cinema Indépendant pour son Distrubition) bereits unterstützt worden, er ist in Cannes gezeigt worden, und hat dadurch einen Verleiher in Frankreich gefunden. Das ist eine der Stärken Frankreichs, dass es solche Organisationen gibt, die junges Filmschaffen unterstützen. Das gibt dem «Merkwürdigen Kätzchen» einen optimalen Start in Frankreich.