Rückschlag für Rumantsch Grischun an den Bündner Schulen

Die Einführung der rätoromanischen Schriftsprache Rumantsch Grischun an der Bündner Volksschule ist gebremst worden. Der Grosse Rat hat dem Druck der Basis nachgegeben und entschieden, dass Lehrmittel wieder auch in den fünf romanischen Idiomen gedruckt werden können.

Ein zweisprachiges Hinweisschild im Kanton Graubünden (Symbolbild) (Bild: sda)

Die Einführung der rätoromanischen Schriftsprache Rumantsch Grischun an der Bündner Volksschule ist gebremst worden. Der Grosse Rat hat dem Druck der Basis nachgegeben und entschieden, dass Lehrmittel wieder auch in den fünf romanischen Idiomen gedruckt werden können.

Der Entscheid im Zusammenhang mit der Totalrevision des Schulgesetzes fiel am Donnerstag im Kantonsparlament in Chur nach einer zweieinhalbstündigen, teilweise hochemotionalen Debatte und in geheimer Abstimmung mit 63 zu 47 Stimmen. Der Grosse Rat stiess damit einen Entscheid von 2003 um.

Vor acht Jahren hatte das Parlament im Rahmen von Sparmassnahmen beschlossen, Lehrmittel für die rätoromanischen Schulen ab 2005 nur noch in der Anfang der 80-Jahre kreierten Schriftsprache Rumantsch Grischun herauszugeben.

Widerstand in den Regionen

Dieser Parlamentsbeschluss stiess in romanischen Gebieten auf Widerstand, der sich akzentuierte und dieses Jahr darin gipfelte, dass Vereine unter dem Namen „Pro Idioms“ Unterschriften sammelten für die Wiedereinführung der regionalen Idiome als Schulsprache.

Wegen dieses Drucks hatte die Regierung in Absprache mit der rätoromanischen Dachorganisation Lia Rumantscha umgeschwenkt. Sie beantragte dem Parlament im Sinne eines Kompromisses, Lehrmittel in Rumantsch Grischun und in den romanischen Idiomen zu drucken.

Konzept gescheitert

Das Konzept, Rumantsch Grischun freiwillig in den Schulen einzuführen, sei nicht erfolgreich gewesen und in den Gemeinden demokratisch nicht durchsetzbar, sagte Regierungsrat Martin Jäger.

Die Koexistenz von Rumantsch Grischun und den Idiomen in den rätoromanischen Schulstuben, wo 3700 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden, führt zu Mehrkosten. Zuerst sollen Mathematik-Lehrmittel in den Idiomen gedruckt werden, wofür in den nächsten vier Jahren 2,6 Millionen Franken aufgewendet werden.

Nächster Artikel