Die Industriellen Werke Basel (IWB) haben 2015 deutlich weniger verdient als im Vorjahr: Der Jahresgewinn sank um 33 Prozent auf 24,9 Mio. Franken. Hauptgrund sind 121 Millionen Rückstellungen für Grosswasserkraftwerke wegen billigem europäischem Strom aus nicht erneuerbaren Quellen.
Zwar stieg der Ertrag der IWB um 2 Prozent auf 758 Mio. Franken, wie es an der Jahresmedienkonferenz vom Donnerstag hiess. Der Betriebsaufwand legte jedoch um 6,3 Prozent zu auf 632 Millionen. Nach Abschreibungen (Stufe EBIT) sank das Betriebsergebnis um 38 Prozent auf 34 Mio. Franken. Alle Investitionen bezahlten die IWB selber.
Der Umsatz stieg dank höherer Energienachfrage wegen einem kühleren Jahr und besseren Windverhältnissen sowie wegen erfolgreichem Handel, aber auch dank dem Ausbau vor allem der Windenergie im Ausland. Der starke Franken hingegen wirkte negativ. Gesunken sind Beschaffungskosten, insbesondere beim Gas, was den Aufwand drückte.
Rundum gefordert
CEO David Thiel sprach von einem «operativ soliden Jahr», das aber «nicht einfach» gewesen sei im politisch bestimmten schwierigen europäischen Marktumfeld. Dazu kamen Herausforderungen mit der zunehmenden Dezentralisierung etwa der Photovoltaik, einer Abkehr vom Gas und der Digitalisierung vieler Lebensbereiche.
Die Rückstellung von 121 Mio. Franken nahmen die IWB vor, um künftige Margen-Belastungen abzudecken, welche die IWB aus Energiebezugsverträgen mit eigenen Wasserkraftwerken erwarten. Bereits im Vorjahr hatten sie dafür 51 Millionen zurückgestellt. Das Umfeld bleibe weiter schwierig, sagte CFO Michael Ackermann.
Für den Kanton Basel-Stadt als Alleineigentümer der IWB hat das schlechtere Ergebnis von 2015 eine tiefere Gewinnausschüttung zur Folge: Mit 20 Mio. Franken. überweisen die IWB 33 Prozent weniger in die Staatskasse als im Vorjahr.
Dumping-Konkurrenz
Im Detail fallen um 2,1 Prozent gesunkene Stromlieferungen an Endkunden auf. Thiel erklärte dies mit Grosskunden, die wegen der Marktliberalisierung abgesprungen seien. Laut Ackermann verkaufen die IWB nicht unter Kosten: «Wir liefern nicht zu Dumpingpreisen.»
Gemeint sind damit Axpo und Alpiq, denen Thiel die Absicht der «Sozialisierung der Kernenergie-Entsorgungskosten» unterstellte. Die Alpiq leide unter dem enormen Preisdruck auf die Wasserkraft; die Politik müsse jetzt im volkswirtschaftlichen Interesse dafür sorgen, dass die Firma ihre Wasserkraftwerke «nicht in Panik abstossen muss». Für die IWB ist laut Ackermann nicht prioritär, hier direkt einzusteigen.
Laut Thiel lagen die langfristig berechneten Strompreise der IWB noch 2005 um 40 Prozent unter dem Markt. Wegen politischer Entscheide sei der Markt in den letzten zwei Jahren jedoch gegen 70 Prozent billiger geworden und unterbiete die IWB. Die Wasserkraft sei nicht das Problem, sondern das politisch-ökonomische Umfeld.
Wunschliste an Politik
Auf eine Journalisten-Frage formulierte der IWB-Chef drei dringende Wünsche nach Bern: eine genügende vorübergehende Kompensation der Marktnachteile für die Wasserkraft, eine wirksame – also höhere – CO2-Abgabe in der EU oder der Schweiz sowie flexible Wasserzinsen – diese Gelder an Gebirgskantone machten einen Drittel der Kosten aus.
Die Marktlage wirkt sich allerdings auch im Flachland aus: Derzeit sei eine Erweiterung der Stromproduktion des Rhein-Kraftwerks Birsfelden durch eine Austiefung «wirtschaftlich nicht interessant», sagte Thiel, weil die dadurch höheren Produktionskosten nicht hereinzuholen seien.
Zur im Dezember angekündigten neuen Strategie «smart IWB 2020» sagte Thiel, die IWB werde «immer mehr zum Prosumer-Integrator». Schwächen hätten sie noch bei Niederspannung oder im Datenmanagement; daran arbeite man jetzt. Mit Blick auf Erfahrungen anderen Branchen sagte Thiel, er wolle nicht, «dass Margen im Silicon Valley anfallen».
Mit der neuen Strategie würden alle Geschäftsfelder überprüft. Nicht zum Grundversorgungsauftrag gehöre etwa, weiter Versorgungsrisiken für Industriekunden zu übernehmen. Die IWB wollten keine Teile auslagern; von Verschiebungen betroffenem Personal würden Umschulungen angeboten. Die IWB beschäftigten Ende Jahr 821 Personen auf 790 Vollstellen.
Im vergangenen Jahr stammten übrigens 96,1 Prozent des von den IWB gelieferten Stroms aus Wasserkraft. Daneben entfielen auf Windenergie 0,2 Prozent, auf Solarenergie 0,1 und auf mit der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) geförderten Strom 3,5 Prozent.