Portugal steht an der EM als erste Mannschaft in den Halbfinals. Die Portugiesen setzten sich gegen Schweiz-Bezwinger Polen im Penaltyschiessen durch und treffen am nächsten Mittwoch auf Belgien oder Wales. Zu Helden des Abends in Marseille wurden Portugals Torhüter Rui Patricio und Ricardo Quaresma.
Der Elfmeter-Hypnotiseur: Rui Patricio, 28 Jahre alt und seit 2010 im portugiesischen Tor, hält in seinem 50. Länderspiel den Elfmeter von Jakub Blaszczykowski und ebnet damit seinem Team den Weg in die Halbfinals.
(Bild: Keystone/MIGUEL A. LOPES)Trost wo kein Trost hilft: Lukasz Piszczek (links) und Polens unglücklicher Elfmeterschütze Jakub Blaszczykowski.
(Bild: Reuters/Michael Dalder)Erzielte sein erstes Tor an dieser Euro und muss doch nach Hause fahren: Robert Lewandowski.
(Bild: Reuters/Michael Dalder)Schauplatz eines nicht hochstehenden, aber dramatischen Viertelfinals: Das Stade Vélodrome von Marseille.
(Bild: Keystone/PETER POWELL)Die richtige Ecke erahnt: Rui Patricio.
(Bild: Reuters/Michael Dalder)Portugals Jubel.
(Bild: Keystone/PETR DAVID JOSEK)Ricardo Quaresma (Mitte) – sein verwandelter Elfmeter in der finalen Entscheidung bringt Portugal in den Halbfinal.
(Bild: Keystone/PETER POWELL)Traf das Tor nicht, macht aber dicke Muskeln: Cristiano Ronaldo (rechts) mit Ricardo Quaresma.
(Bild: Keystone/OLIVER WEIKEN)Polen und Jakub Blaszczykowski am Boden.
(Bild: Keystone/TOLGA BOZOGLU)Jakub Blaszczykowski avancierte in der Penalty-Entscheidung zur tragischen Figur. Der Pole, der bis dahin eine starke EM spielte scheiterte als vierter Schütze als einziger an Rui Patricio, womit nach Ricardo Quaresma letztem Volltreffer im Penaltyschiessen ein 5:3 für die Portugiesen zu Buche stand. Nach 90 und 120 Minuten war es 1:1 gestanden.
Die Partie begann animiert und mit dem zweitschnellsten EM-Tor durch Robert Lewandowski nach 100 Sekunden, flachte nach dem Ausgleich durch Renato Sanches nach einer guten halben Stunde aber ab. Ende der ersten 90 Minuten und zu Beginn der Verlängerung hätte Cristiano Ronaldo die Partie zweimal entscheiden können. Portugals Stürmerstar verfehlte aber zweimal in gefährlicher Position vor Lukasz Fabianski den Ball.
Auf der anderen Seite besass Arkadiusz Milik nach 68 Minuten die einzige (Halb-)Chance. Für am meisten Aufregung hatte während der Verlängerung ein portugiesischer Flitzer gesorgt, der sich in der 109. Minute auf die Jagd nach Cristian Ronaldo machte, von den Ordnern aber niedergerissen wurde.
Die Ereignisse in Marseille schematisch dargestellt:
How @selecaoportugal overcame #POL to reach the last four. #EURO2016 #POR pic.twitter.com/WZlLKVTCz3
— UEFA EURO 2016 (@UEFAEURO) 30. Juni 2016
Die erste Halbzeit übertraf die doch eher geringen Erwartungen noch, die das Duell der beiden zuvor minimalistisch aufgetretenen Equipen geweckt hatte. Polen verzeichnete einen Blitzstart, danach biss sich Portugal ins Spiel und kam durch den Bayern-Neuzugang Renato Sanches nicht unverdient zum Ausgleich. Nach der Pause erlahmte das Spiel zusehends und Strafraumszenen blieben bis auf wenige Ausnahmen aus.
Am Ursprung des 0:1 stand Portugals Aussenverteidiger Cédric, der sich bei einem springenden Ball verschätzte und so Kamil Grosicki den Weg zum entscheidenden Zuspiel auf Lewandowski ermöglichte. Der Abschluss von Lewandowski auf Höhe des Penaltypunktes war dann so, wie man es von Lewandowski schon früher im Turnier erwartet hatte: direkt, kraftvoll, präzise.
Auch für den Ausgleich sorgte mit Renato Sanches ein Spieler, der nächste Saison das Trikot von Bayern München trägt. Sanches, der vor der EM seinen Wechsel von Benfica Lissabon zu den Bayern bekannt gab, traf von ausserhalb des Strafraums mit einem platzierten, leicht abgefälschten Schuss. Nicht nur in dieser Szene rechtfertigte der 18-jährige Senkrechtstarter das Vertrauen, das ihm Fernando Santos erstmals an der EM von Beginn weg schenkte.
Portugals Serie
Dank dem Sieg qualifizierte sich Portugal an seiner siebten EM-Endrunde zum fünften Mal für die Halbfinals, das vierte Mal an den letzten fünf Turnieren. In der Runde der letzten vier trifft der EM-Finalist von 2004, der in Frankreich noch immer ohne Sieg in der regulären Spielzeit ist, am Mittwoch in Lyon auf den Sieger der Partie zwischen Wales und Belgien, die am Freitag in Lille aufeinandertreffen. Portugal ist das einzige Team, das seit der Endrunde 1996 in England immer die K.o.-Runde erreicht hat.
Der Verlierer Polen, im Achtelfinal glücklicher Sieger im Penaltyschiessen gegen die Schweiz, erreichte in Frankreich zwar das beste Ergebnis seiner Geschichte an einer EM-Endrunde, an die grossen Erfolge der Weltmeisterschaften 1974 und 1982, als man jeweils Dritter wurde, kam die Mannschaft von Adam Nawalka aber nicht heran.
Polen – Portugal 1:1 (1:1, 1:1) n.V.
Portugal 5:3-Sieger im Penaltyschiessen
Stade Vélodrome, Marseille. – 62’940 Zuschauer. – SR Brych (GER).
Tore: 2. Lewandowski (Grosicki) 1:0. 33. Renato Sanches (Nani) 1:1.
Penaltyschiessen: Ronaldo 0:1, Lewandowski 1:1; Renato Sanches 1:2, Milik 2:2; Moutinho 2:3, Glik 3:3; Nani 3:4, Blaszczykowski (Rui Patricio hält); Quaresma 3:5.
Polen: Fabianski; Piszczek, Glik, Pazdan, Jedrzejczyk; Blaszczykowski, Krychowiak, Maczynski (98. Jodlowiec), Grosicki (82. Kapustka); Milik; Lewandowski.
Portugal: Rui Patricio; Cédric, Pepe, Fonte, Eliseu; William Carvalho (96. Danilo); Nani, Adrien Silva (73. Moutinho), Renato Sanches, João Mario (80. Quaresma); Ronaldo.
Bemerkungen: Polen komplett. Portugal ohne André Gomes und Guerreiro (beide verletzt). Verwarnung: 42. Jedrzejczyk (im Halbfinal gesperrt). 66. Glik. 70. Adrien Silva. 89. Kapustka. 92. William Carvalho (im Halbfinal gesperrt/alle Foul)
Alle Viertelfinals werden um 21.00 Uhr angepfiffen