Rum Diary – Hundertprozentige Schluckspechte

Tagebücher können nicht altern. Aber Kultromane? «Fear and Loathing in Las Vegas» ist jung geblieben. Nicht zuletzt wegen der Verfilmung mit Johnny Depp. «Rum Diary» war das Früh-Werk des damals gut 20-Jährigen Hunter S. Thompson. Doch damals war er noch weit davon entfernt, der Exzentriker der amerikanischen Szene zu werden, als der er in den […]

Tagebücher können nicht altern. Aber Kultromane? «Fear and Loathing in Las Vegas» ist jung geblieben. Nicht zuletzt wegen der Verfilmung mit Johnny Depp. «Rum Diary» war das Früh-Werk des damals gut 20-Jährigen Hunter S. Thompson. Doch damals war er noch weit davon entfernt, der Exzentriker der amerikanischen Szene zu werden, als der er in den Siebzigern bekannt wurde. Das «Rum Diary» war also schon in die Jahre gekommen, als es Jahrzehnten nach «Fear and Loathing in Las Vegas» veröffentlicht wurde.

Tagebücher können nicht altern. Aber Kultromane? «Fear and Loathing in Las Vegas» ist jung geblieben. Nicht zuletzt wegen der Verfilmung mit Johnny Depp. «Rum Diary» war das Früh-Werk des damals gut 20-Jährigen Hunter S. Thompson. Doch damals war er noch weit davon entfernt, der Exzentriker der amerikanischen Szene zu werden, als der er in den Siebzigern bekannt wurde. Das «Rum Diary» war also schon in die Jahre gekommen, als es Jahrzehnten nach «Fear and Loathing in Las Vegas» veröffentlicht wurde.

Mag sein, dass der alte Thompson dem jungen Thompson keine Altersweisheit überstülpen konnte. Wer mag schon seine Jungendsünden noch einmal begehen? Immerhin war Thompson, als das Buch endlich veröffentlicht wurde, wohl in den Sechzigern, und hätte vieles so nicht mehr so geschrieben: Es wurde trotzdem ein Bestseller.

Eigentlich ist «Rum Diary» das Tagebuch einer verschwendeten Jugend. Der junge Autor Paul (im Roman sind es zwei Figuren) führt eine spitze Feder. Er kommt als beinharter Journalist nach Puerto Rico und trifft auf amerikanische Kolonialisten, Immobiliengewinnler, Slums, Beachparties, eine räuberische Oberklasse und – Rum. Er zerbricht fast daran.

Statt Qualitäts-Journalismus zu liefern, gerät Paul rasch in schmierige Gesellschaft: Erst freundet er sich mit den Schnapsnasen Sala (Michael Rispoli) und Moberg (Giovanni Ribisi) an, dann gerät er in den Bannstrahl eines Immobilien-Gauners – und verfällt den Reizen dessen Verlobten (Amber Head). Erst die Schliessung der Zeitung macht aus dem jungen Schluckspecht wieder einen scharf denkenden Journalisten.

Das wäre – schwarz-weiss und mit einem nörgelnden Humphrey Bogart – ein wunderbarer Replica-Abend. So aber, mit der unpolitischen Nonchalance, verpasst der Film bei aller historischen Rafinesse irgendwie seine Zeit. Selber als Film noch jung, wirkt er schon ein wenig wie in die Jahre gekommen: Depp kommt nicht mehr an den Leichtsinn von «Fear and Loathing in Las Vegas» heran. Die Story verfehlt jede Rauschseligkeit. Und Johnny ist fast schon so seriös wie Humphrey einst. Ob er jetzt langsam zu unseren Jugendsünden gehört… ?

 

 

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